Soldaten sagten, sie seien dem Tod überlassen worden
Awdijiwka ist gefallen. Verletzte der 110. Brigade setzen herzzerreissende Botschaften ab, während sich der Feind nähert. Sie überleben nicht.
Die ostukrainische Stadt Awdijiwka ist gefallen. An der Stellung «Zenit» im Südosten von Awdijiwka spielte sich Dramatisches ab, als Russen die legendäre Basis stürmten.
Verzweifelte nachrichten der Zurückgelassenen
Die Ukrainer erlitten schwere Verluste unter russischem Artillerie-, Mörser- und Maschinengewehrfeuer und liessen einige ihrer verwundeten Kameraden zurück. «Der Weg nach Awdijiwka ist übersät mit unseren Leichen», schrieb Viktor Bilyak, ein Mitglied der 2. Kompanie des 1. Bataillons der 110. Brigade. «Die letzte Gruppe verliess den Bunker. Mindestens sechs Personen blieben zurück.»
Es sei schwer, die Nachrichten seiner zurückgelassenen Kollegen zu lesen, so Bilyak. «Ihre Verzweiflung und ihr Untergang werden immer bei uns sein. Nur die Mutigen sterben.»
«Er versuchte zu scherzen und brach in Tränen aus»
Unter den Zurückgelassenen in der «Zenit»-stellung befand sich Andriy Dubnytskyi. «Er rief mich um 7 Uhr an, aber wir schliefen noch. Wir sprachen dann um 10 Uhr», erzählte seine Frau Ludmilla dem Investigativportal Slidstvo. «Er war an der Leiste verwundet, aufgewühlt, versuchte zu scherzen, brach in Tränen aus. Die letzte Nachricht war um 12 Uhr, dass er gefangen genommen wurde.»
Auch der Unteroffizier und Kampfsanitäter Ivan Zhytnyk (30) wartete auf sein Schicksal, während er seine Familie per Video anrief. «Er erzählte, dass er von einem Schrapnell am
Rücken verwundet wurde und nicht laufen konnte», so seine Schwester Kateryna.
dem Tod überlassen
Sie habe neben ihrem Bruder einen anderen Verwundeten erkennen können, dem der Bauch aufgerissen worden war. Sie seien dem Tod überlassen worden, habe ihr Bruder gesagt. «Ich sah Russen reinkommen» Später an dem Tag telefonierten sie erneut. Während dieses Gesprächs sah sie die Russen reinkommen und sagen: «Steht auf, geht raus, wir werden euch nicht tragen.» Das war das letzte Lebenszeichen.
Kurze Zeit später zirkulierte in den russischen sozialen Netzwerken ein Video aus der «Zenit»-stellung mit drei Toten Ukrainern. Kateryna erkannte ihren Bruder und Ludmilla ihren Ehemann. Was mit den anderen der insgesamt sechs zurückgelassenen ukrainischen Soldaten passiert ist, ist derzeit noch offen.