Zu viel Strom in der Schweiz – Preise bleiben aber hoch
Hat die Schweiz sogar zu viel Strom. Warum wird er dann nicht billiger?
Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine herrscht in der Schweiz Angst vor einem Strommangel. Für den Notfall liess der Bundesrat sogar Gasreservekraftwerke bauen. Nun zeigt sich aber: Diesen Winter hat die Schweiz sogar zu viel Strom. 700 Gigawattstunden wurden laut der «NZZ am Sonntag» zwischen Oktober und Februar exportiert, das entspricht einem Jahresverbrauch von rund 175000 Vierpersonenhaushalten. Quelle ist das Bundesamt für Energie, die Zahlen seien erst provisorisch.
Weshalb aber sind die Strompreise weiterhin anhaltend hoch? «Die Preise werden an der Börse gehandelt. Strom für Kleinbezüger werden in Tranchen bis zu zwei Jahre im Voraus eingekauft. Damals hat man mit einem Stromengpass gerechnet, und darum sind die Preise gestiegen», erklärt Patrick Dümmler, Forschungsleiter für energiepolitische Themen bei Avenir Suisse. Die gute
Nachricht: «Die Tendenz der Preise ist sinkend, da wir aktuell in Europa wieder besser aufgestellt sind», so Dümmler. Es könne aber jederzeit etwas Unvorhersehbares passieren. Und: Das Problem von mangelndem Strom sei nur teilweise gelöst.
Elcom-präsident Werner Luginbühl erinnert daran, dass die Schweiz in den letzten Jahren im Schnitt jeden Winter fünf Terawattstunden importieren musste. Doch tatsächlich gebe es jetzt über den ganzen Winter gesehen eine leicht positive Bilanz, die Schweiz sei in einer guten Situation. Es liege vor allem am Wetter, betont Luginbühl. «Wir hatten einen sehr nassen Herbst und einen bisher relativ milden Winter.» Das habe zur Folge, dass die Stauseen gut gefüllt seien und die Schweiz weniger Strom verbraucht habe. Auch der Zubau der erneuerbaren Energien sei zu spüren.