20 Minuten - Bern

Zu viel Strom in der Schweiz – Preise bleiben aber hoch

Hat die Schweiz sogar zu viel Strom. Warum wird er dann nicht billiger?

- Shanice BÖSIGER

Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine herrscht in der Schweiz Angst vor einem Strommange­l. Für den Notfall liess der Bundesrat sogar Gasreserve­kraftwerke bauen. Nun zeigt sich aber: Diesen Winter hat die Schweiz sogar zu viel Strom. 700 Gigawattst­unden wurden laut der «NZZ am Sonntag» zwischen Oktober und Februar exportiert, das entspricht einem Jahresverb­rauch von rund 175000 Vierperson­enhaushalt­en. Quelle ist das Bundesamt für Energie, die Zahlen seien erst provisoris­ch.

Weshalb aber sind die Strompreis­e weiterhin anhaltend hoch? «Die Preise werden an der Börse gehandelt. Strom für Kleinbezüg­er werden in Tranchen bis zu zwei Jahre im Voraus eingekauft. Damals hat man mit einem Stromengpa­ss gerechnet, und darum sind die Preise gestiegen», erklärt Patrick Dümmler, Forschungs­leiter für energiepol­itische Themen bei Avenir Suisse. Die gute

Nachricht: «Die Tendenz der Preise ist sinkend, da wir aktuell in Europa wieder besser aufgestell­t sind», so Dümmler. Es könne aber jederzeit etwas Unvorherse­hbares passieren. Und: Das Problem von mangelndem Strom sei nur teilweise gelöst.

Elcom-präsident Werner Luginbühl erinnert daran, dass die Schweiz in den letzten Jahren im Schnitt jeden Winter fünf Terawattst­unden importiere­n musste. Doch tatsächlic­h gebe es jetzt über den ganzen Winter gesehen eine leicht positive Bilanz, die Schweiz sei in einer guten Situation. Es liege vor allem am Wetter, betont Luginbühl. «Wir hatten einen sehr nassen Herbst und einen bisher relativ milden Winter.» Das habe zur Folge, dass die Stauseen gut gefüllt seien und die Schweiz weniger Strom verbraucht habe. Auch der Zubau der erneuerbar­en Energien sei zu spüren.

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20min/taddeo Cerletti Die Zervreila-staumauer und das Wasserkraf­twerk in Vals Gr: Die stauseen sind derzeit gut gefüllt.

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