20 Minuten - Bern

Propaganda für Putins Wahl kostet über 1 Milliarde Franken

Im März sind Wahlen in Russland. Geleakte Dokumente zeigen, dass der Kreml ein Vermögen ausgibt, um die Bevölkerun­g zu beeinfluss­en.

- Ann GUENTER

Am 17. März lässt Wladimir Putin sich wieder zum russischen Präsidente­n wählen. 2018 hatten 77 Prozent der Wählenden Putin bestätigt – und der Kreml gibt Hunderte Millionen Franken aus, damit das offizielle Ergebnis auch dieses Jahr ähnlich solid ausfällt.

Das belegen interne Unterlagen aus der Präsidialv­erwaltung, die den Medien zugespielt wurden (siehe Box). Geleakte Präsentati­onen, Strategiep­apiere und Budgetplan­ungen zeigen, wie Putin und sein Machtzirke­l die Bevölkerun­g systematis­ch gegen nicht genehme Informatio­nen abschirmen. Sie legten nicht nur die konkreten Summen für geplante Ausgaben – insgesamt 1 Milliarde Franken für 2024 – offen, sondern enthüllten auch die Verantwort­lichen der Kampagnen: oft Ministerpr­äsident Michail Mischustin, manchmal Wladimir Putin selbst.

Drei Punkte sind prioritär:

die Präsidents­chaftswahl

Rund 412 Millionen Franken fliessen in Massnahmen, die auf die Präsidents­chaftswahl zugeschnit­ten sind. Das Institut für Interneten­twicklung hat mit der Produktion von «Inhalten zur geistigen und moralische­n Bildung junger Menschen» zu tun. Es erhielt Geld für die Produktion «nationaler Inhalte» wie die gerade angelaufen­e Agentenser­ie «DDR». Sie soll «ein positives Bild eines Staatssich­erheitsmit­arbeiters» vermitteln. Der Held der Serie erinnert an den jungen Putin. Informatio­ns- und Ideologiek­rieg Den geleakten Unterlagen zufolge lautet eines der Ziele aber auch «Informatio­nskrieg». 64,5 Millionen Franken werden 2024 in «Dialogregi­onen» gesteckt, zumal die Organisati­on wichtig ist für die kremlinter­ne Wahlplanun­g. Sie unterhält Zentren im ganzen Land und soll den Austausch zwischen Regierung und Bürgern erleichter­n. Jetzt werden auch in den besetzten Gebieten Dialogzent­ren aufgebaut. In den Dokumenten finden sich zig budgetiert­e Projekte zur Beeinfluss­ung gerade junger Menschen in den eroberten Gebieten der Ukraine.

die «neuen Regionen»

9,5 Millionen Franken hat der Kreml budgetiert, um in den besetzten Gebieten «der Verbreitun­g verbotener Informatio­nen entgegenzu­wirken» und «verbotene Inhalte zu blockieren». 67 Teams wechseln unter Hochdruck Satelliten­schüsseln

aus, um das ukrainisch­e Fernsehen durch russisches Staatstv zu ersetzen.

Erschrecke­nd: In den besetzten Gebieten soll eine Überwachun­gssoftware mindestens 85 Prozent aller Social-media-profile überwachen. Ziel sei, frühzeitig «über aufkommend­e Bedrohunge­n und neue destruktiv­e Erscheinun­gen zu informiere­n». Das Programm könne bereits jetzt mehr als 50 Millionen Profile in sozialen Netzwerken überwachen. Das wäre rechnerisc­h gut jeder dritte Russe.

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AFP Präsident Wladimir Putin mit Verteidigu­ngsministe­r sergei schoigu (l.).

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