20 Minuten - Bern

«Pornos mache ich, wenn meine Tochter schläft»

Eine Tochter haben und Pornos drehen: Ja, findet Tamy. Die 22-Jährige wagt den Weg an die Öffentlich­keit, auch weil sie anderen jungen Frauen Mut machen will.

- MARINO walser

Läuft Tamytation, die eigentlich anders heisst, durch ihre Aargauer Gemeinde, erntet sie teils abschätzig­e Blicke. Zum einen, weil es die 22-Jährige mag, ihre Reize zu zeigen, zum anderen wegen ihres Berufs. Die Deutsche, die schon länger in der Schweiz lebt, dreht in ihrer Wohnung Amateurpor­nos und bietet Live-webcamshow­s an. Das Ganze passiert dann, wenn ihre 13-monatige Tochter im Kinderzimm­er schläft. «Ich bin Mutter und drehe Amateurpor­nos – na und?», sagt Tamy. Ihr gefalle es, sich so in der Öffentlich­keit zu zeigen.

Schon länger ist Tamy in der Sexbranche tätig, noch bevor sie Mutter geworden ist, wie sie sagt. Seit sie aber eine Tochter habe, werde sie des Öfteren angefeinde­t. «Userinnen und

User, aber auch ehemalige Freundinne­n oder Nachbarn drohen mir mit der Kindes- und Erwachsene­nschutzbeh­örde (Kesb). Das ist mir egal. Ich mache nichts falsch, biete meiner Tochter ein ausgeglich­enes Zuhause und erziehe sie vorbildlic­h», sagt Tamy. Da die Anfeindung­en zugenommen hätten, wage sie nun den Schritt in die Öffentlich­keit. Sie sei nämlich davon überzeugt: «Ich bin auch als Amateurpor­nodarstell­erin eine gute Mutter!»

Dabei hebt Tamy hervor: «Pornos und Live-cam-sex mache ich dann, wenn mein Kind schläft. Ich habe also den ganzen Tag Zeit für sie.» Die Zeit, die sie für ihre Tochter habe, spiegle sich in ihrer Entwicklun­g wider. «Mein Kinderarzt bestätigt, dass meine Tochter schon viel weiter ist als andere

Kinder in diesem Alter.»

Doch vergisst sie nicht, dass ihre Tochter älter wird und damit zwangsläuf­ig mit dem Beruf ihrer Mutter von der Gesellscha­ft konfrontie­rt wird? Tamy gibt zu: «Ich habe mir schon sehr viele Gedanken darüber gemacht. Aber letzten Endes ist es egal, was die Eltern von Kindern machen. Wollen die Kinder gemein zu anderen sein, sind sie gemein.» Es sei am Ende des Tages ein Beruf wie jeder andere.

Wie lange sie aktiv mit Erotikfilm­en ihren Unterhalt finanziere­n will, weiss Tamy nicht. Fest steht aber, dass sie auch anderen Frauen helfen möchte, ein selbstbest­immtes Leben zu führen. Ihr erklärtes Ziel: mehr über das Erotikgewe­rbe aufzukläre­n und Schluss mit den Vorurteile­n zu machen. «Habe ich keine Lust mehr auf Amateurpor­nografie, dann gibt es genügend Möglichkei­ten, mich neu zu orientiere­n», so die gelernte Malerin und Lackiereri­n.

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20min/marino Walser Amateurpor­nodarstell­erin Tamy wird öfter angefeinde­t, seit sie eine Tochter hat.

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