«Ein falscher Klick und ich wäre 570 Franken leichter»
Zürich Nur knapp entging ein Leser einer Betrugsmasche via Twint.
Der News-scout A.R.* (50) inserierte kürzlich eine Spiegelreflexkamera plus Zubehör auf der Wiederverkaufsplattform Tutti. Schnell meldete sich ein angeblicher Interessent. Da R. vergessen hatte, seine Telefonnummer auszublenden, habe er ihn direkt via Whatsapp angeschrieben. «Er sagte, er wolle die Ware direkt via Twint bezahlen.» Eigentlich wollte R. die Kamera an einem persönlichen Treffen übergeben. Darauf sei der Interessent nicht eingegangen. «Stattdessen sagte er, dass er das Geld bereits via Twint überwiesen habe. Ich solle in der App eine Meldung akzeptieren.» Ein Blick in die Twint-app bestätigte die Skepsis des 50-Jährigen: Er hatte eine Geldanforderung erhalten. «Ein falscher Klick auf Twint und ich wäre jetzt um 570 Franken leichter», so R. Er habe dem Interessenten geschrieben und nachgefragt, was das solle. «Darauf habe ich aber nie eine Antwort erhalten.»
Handelt es sich hier um eine
neue Betrugsmasche? Laut Twint-mediensprecher Demet Biçer sind dem Zahlungsanbieter Einzelfälle dieses Tricks bekannt. «Dabei wird die Unaufmerksamkeit der Opfer im Moment der Zahlung ausgenutzt.» Twint hält grundsätzlich fest, dass die Bezahl-app ein sicheres Zahlungsmittel sei. «Der Empfang von Beträgen muss nie bestätigt werden – er erfolgt automatisch. Wenn eine Nutzerin oder ein Nutzer also
etwas bestätigen muss und nicht mit einer Anforderung rechnet, ist Aufmerksamkeit geboten», warnt Biçer.
Für den Onlineexperten Jean-claude Frick von Comparis besteht bei der beliebtesten Schweizer Bezahl-app Handlungsbedarf. Zum aktuellen Fall sagt er: «Logisch, dass da jeder denkt, er erhalte Geld. Man nimmt quasi die Anforderung der anderen Person an, was aber sehr ungeschickt formuliert ist und ja beinahe zum Betrug einlädt.» Frick nimmt auch Twint in die Pflicht: «Der Service muss dafür sorgen, dass jede Person klar unterscheiden kann, ob sie selber Geld sendet oder Geld bekommt. Konkret empfiehlt der Experte, dass «Geld senden» statt «Annehmen» auf dem Bildschirm der Nutzerinnen und Nutzer erscheinen sollte.