Gesunde sollten die Finger von Abnehmspritzen lassen
Abnehmspritzen sind in aller Munde. Das ultimative Mittel sind sie aber nicht.
Auf Tiktok werden die sogenannten Abnehmspritzen schon lange gehypt. Selbst Promis stehen dazu, mit ihrer Hilfe abzunehmen, wie etwa die Us-talkshowlegende Oprah Winfrey.
Doch tatsächlich gibt es mehrere Gründe dafür, warum gesunde Menschen nicht zu den Spritzen greifen sollten. Die Abnehmspritzen wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-diabetikerinnen und -Diabetikern entwickelt. Diese Menschen sind darauf angewiesen, um ihre Zuckerwerte stabil zu halten.
Dass Semaglutid auch zur Gewichtsabnahme führt, war eine Zufallsentdeckung – und wird nun zum Problem. In Europa kam es bereits zu Lieferengpässen.
Die Verschreibungspflicht lässt einige Gesunde mit schnellem Abnehmwunsch, die auf regulärem Weg kein Rezept für die Semaglutidspritzen bekommen, ins Darknet ausweichen. Dort finden sie gefälschte Rezepte, die sie ihrem Ziel näher bringen. Das verknappt das Angebot für diejenigen, die wirklich darauf angewiesen sind, zusätzlich.
Auch auf dem Schwarzmarkt werden Abnehmspritzen angeboten. Doch nicht immer handelt es sich dabei um Originalprodukte. In der Vergangenheit habe es in der Schweiz bereits Hospitalisierungen deswegen gegeben, ist von Swissmedic zu hören.
Doch auch wenn Abnehmwillige zum Original greifen, sind sie nicht vor Nebenwirkungen sicher. Aus den Zulassungsstudien mit Menschen, die unter Diabetes und Adipositas leiden, weiss man, dass es mitunter zu Verstopfung, Völlegefühl, Übelkeit, Müdigkeit, Durchfall und Bauchkrämpfen kommen kann. Gallensteine scheinen bei längerer Einnahme von Ozempic ebenso des Öfteren ein Problem zu sein. Auch Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Schädigungen der Netzhaut (Retinopathie) sollen vorkommen, wenn auch selten. Welche Nebenwirkungen bei Menschen ohne Diabetes oder starkes Übergewicht auftreten, ist noch nicht bekannt.
Die europäische Arzneimittel-agentur EMA äusserte im vergangenen Sommer Bedenken, nachdem über 150 Berichte von Ozempic-nutzenden über Suizidgedanken und Selbstverletzungen geprüft worden waren. Wenig später zeigten sich britische Gesundheitsbehörden ebenfalls besorgt. Im Januar erschien im «International Journal of Clinical Pharmacy» eine Studie, in der die Ema-meldungen analysiert wurden. Demnach traten bei Männern mit höherer Wahrscheinlichkeit Nebenwirkungen auf, die zum Tod führten.
Aus den USA hört man Gegenteiliges: Laut einer Studie kämpfen Nutzerinnen von Semaglutid-wirkstoffen weniger oft mit Suizidgedanken als solche anderer Abnehmmittel. Zudem soll Semaglutid helfen, von Süchten loszukommen.