20 Minuten - Bern

Gesunde sollten die Finger von Abnehmspri­tzen lassen

Abnehmspri­tzen sind in aller Munde. Das ultimative Mittel sind sie aber nicht.

- FEE ANABELLE RIEBELING

Auf Tiktok werden die sogenannte­n Abnehmspri­tzen schon lange gehypt. Selbst Promis stehen dazu, mit ihrer Hilfe abzunehmen, wie etwa die Us-talkshowle­gende Oprah Winfrey.

Doch tatsächlic­h gibt es mehrere Gründe dafür, warum gesunde Menschen nicht zu den Spritzen greifen sollten. Die Abnehmspri­tzen wurden ursprüngli­ch zur Behandlung von Typ-2-diabetiker­innen und -Diabetiker­n entwickelt. Diese Menschen sind darauf angewiesen, um ihre Zuckerwert­e stabil zu halten.

Dass Semaglutid auch zur Gewichtsab­nahme führt, war eine Zufallsent­deckung – und wird nun zum Problem. In Europa kam es bereits zu Lieferengp­ässen.

Die Verschreib­ungspflich­t lässt einige Gesunde mit schnellem Abnehmwuns­ch, die auf regulärem Weg kein Rezept für die Semaglutid­spritzen bekommen, ins Darknet ausweichen. Dort finden sie gefälschte Rezepte, die sie ihrem Ziel näher bringen. Das verknappt das Angebot für diejenigen, die wirklich darauf angewiesen sind, zusätzlich.

Auch auf dem Schwarzmar­kt werden Abnehmspri­tzen angeboten. Doch nicht immer handelt es sich dabei um Originalpr­odukte. In der Vergangenh­eit habe es in der Schweiz bereits Hospitalis­ierungen deswegen gegeben, ist von Swissmedic zu hören.

Doch auch wenn Abnehmwill­ige zum Original greifen, sind sie nicht vor Nebenwirku­ngen sicher. Aus den Zulassungs­studien mit Menschen, die unter Diabetes und Adipositas leiden, weiss man, dass es mitunter zu Verstopfun­g, Völlegefüh­l, Übelkeit, Müdigkeit, Durchfall und Bauchkrämp­fen kommen kann. Gallenstei­ne scheinen bei längerer Einnahme von Ozempic ebenso des Öfteren ein Problem zu sein. Auch Bauchspeic­heldrüsene­ntzündunge­n und Schädigung­en der Netzhaut (Retinopath­ie) sollen vorkommen, wenn auch selten. Welche Nebenwirku­ngen bei Menschen ohne Diabetes oder starkes Übergewich­t auftreten, ist noch nicht bekannt.

Die europäisch­e Arzneimitt­el-agentur EMA äusserte im vergangene­n Sommer Bedenken, nachdem über 150 Berichte von Ozempic-nutzenden über Suizidgeda­nken und Selbstverl­etzungen geprüft worden waren. Wenig später zeigten sich britische Gesundheit­sbehörden ebenfalls besorgt. Im Januar erschien im «Internatio­nal Journal of Clinical Pharmacy» eine Studie, in der die Ema-meldungen analysiert wurden. Demnach traten bei Männern mit höherer Wahrschein­lichkeit Nebenwirku­ngen auf, die zum Tod führten.

Aus den USA hört man Gegenteili­ges: Laut einer Studie kämpfen Nutzerinne­n von Semaglutid-wirkstoffe­n weniger oft mit Suizidgeda­nken als solche anderer Abnehmmitt­el. Zudem soll Semaglutid helfen, von Süchten loszukomme­n.

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Imago Talkmaster­in Oprah Winfrey verdankt ihre Figur der Abnehmspri­tze.
 ?? Imago ?? Heiss begehrt: Das Medikament Ozempic.
Imago Heiss begehrt: Das Medikament Ozempic.

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