«Im Ernstfall fürchte ich um mein Leben»
Wird das Bundeshaus evakuiert, müssen die Politikerinnen und Politiker zu Sammelpunkten. Wo diese sind, hat 20 Minuten im Internet gefunden.
Das Bundeshaus wird diese Session einmal evakuiert – als Übung. Das ist eine Reaktion auf die nicht fehlerfreie Evakuierung im vergangenen Jahr, als ein verwirrter Mann auf dem Bundesplatz vorfuhr und ins Gebäude wollte. Damals ging unter anderem die damalige Ständeratspräsidentin im Gebäude vergessen. Daraufhin wurden die Sicherheitsmassnahmen – vor allem in Bezug auf eine Evakuierung – überarbeitet. Erstaunlich: Die Evakuationspläne sind auch offen im Netz zu finden. Neben Grundrissplänen des Bundeshauses – inklusive des Ost- und Westflügels, wo mehrere Bundesräte ihre Büros haben – sind auch die Notfalltreffpunkte für die Evakuierten ausserhalb des Bundeshauses in der Stadt Bern abrufbar.
«Im Ernstfall müsste ich ja um mein Leben fürchten, wenn ich schnell aus dem Gebäude muss», so der designierte Svp-präsident Marcel Dettling schockiert. Franz Grüter, Luzerner Svp-nationalrat und It-unternehmer, konnte nur den Kopf schütteln, als er davon erfuhr. Und Grünen-nationalrat sowie It-unternehmer Gerhard Andrey sagt: «Die Notfalltreffpunkte sind sensitive Informationen, die nicht offen im Netz stehen dürfen.»
Die App könne ein Mittel unter anderen sein, um die Mitglieder des Parlaments bei einer Evakuierung zu informieren, doch das wichtigste Mittel aus seiner Sicht sei das SMS. «Dort muss ich erfahren, wo ich mich über welchen Weg in Sicherheit bringen muss.»
Als 20 Minuten die Parlamentsdienste mit den Rechercheergebnissen konfrontierte, passierte nichts, denn die Information über die Sammelplätze sei nicht geheim. Gemäss der Sicherheitschefin des Parlaments, Monika Baum, hat man die App, in der die Sammelplätze zu finden sind, nach der Evakuation vor einem Jahr entwickelt. «Sie entspricht einem Bedürfnis der Ratsmitglieder, ist aber auch für Besucherinnen und Besucher des Parlamentsgebäudes nützlich. Deshalb ist der Link zur App auch öffentlich zugänglich.»