Öv-betriebe schaffen Stanzkarten ab: Konsumentschutz tobt
Trotz über sechs Millionen verkaufter Mehrfahrkarten werden diese grossteils abgeschafft.
Es ist ein unverkennbares Geräusch, wenn man seine Mehrfahrtenkarte am Billettautomaten abstempelt. Doch dieses Geräusch wird bald verstummen. Wie die Ergebnisse einer «K-tipp»-umfrage unter Verkehrsbetrieben des öffentlichen Verkehrs zeigte, haben die Mehrfahrtenkarten bald ausgedient. Die SBB und die anderen Bahn- und Busbetriebe schaffen die Stempelkarten im nächsten Jahr ab. Zusätzlich verschwinden auch die orangen Entwertungskästen an den Bahnhöfen. Sie werden im Dezember 2025 abgeschaltet und danach entfernt.
Das, obwohl 2023 insgesamt 6,3 Millionen Stempelkarten verkauft wurden. Das sind laut dem Branchenverband Alliance Swisspass zu wenig: «Die Nutzung von mobilen und digitalen Kanälen für den Billettkauf nimmt kontinuierlich zu», sagte Sprecher Reto Hügli zu 20 Minuten.
Für die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) ist die Abschaffung absolut unverständlich: «Vom Bürotisch aus werden Entscheidungen getroffen – basierend auf Kostenanalysen –, ohne sich klar zu sein, welche im Reisealltag die Auswirkungen sind», kritisiert Geschäftsleiterin Sara Stalder. Die Auswirkungen betreffen in erster Linie Personen ohne Smartphone, also auch Kinder, die mit der Stempelkarte selbstständig reisen können. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter teilt diese Sorge. Genauso wenig Verständnis haben soziale Organisationen. Laut Stefan Gribi von der Caritas können sich arme Menschen häufig kein Smartphone leisten oder bekommen von den Banken keine Kreditkarte. Und Peter Burri von Pro Senectute hält fest: «Die SBB erschwert den Billettkauf immer mehr.»
Die SBB teilte auf Anfrage mit, dass es nicht ein Entscheid der SBB, sondern der ganzen Branche sei. Swiss Alliance versichert zudem, dass Nachfolgelösungen für die Entwerterkarten in Papierform geprüft würden.