«Schweizer sind gern gut bis überversichert»
Zusatzleistungen zur obligatorischen Grundversicherung über eine Krankenkasse werden immer beliebter. Das zeigt eine Santésuisse-studie.
In den letzten 20 Jahren stieg vor allem die Anzahl der Spitalzusatzversicherungen. Leisteten sich das damals rund 13 Prozent der Versicherten, sind es heute über 20 Prozent. Geschätzt seien etwa Flex-modelle, bei denen Versicherte erst vor Spitaleintritt und von Fall zu Fall die Abteilung und weitere Mehrleistungen wählen können, erklärt Santésuissechefökonom Christoph Kilchenmann:
«Das zwingt Ärzte und Spitäler, ihre Mehrleistungen attraktiver zu machen und transparent auszuweisen. Ich als Patient entscheide von Fall zu Fall, ob die gebotenen Leistungen der halbprivaten oder privaten Abteilung für mich ein Mehrwert sind.»
Den höchsten Anteil an Zusatzversicherungen gibt es im Kanton Zürich mit 27 Prozent. Am kleinsten ist der Anteil in den Kantonen Bern, Solothurn und Freiburg mit 15 Prozent. Felix Schneuwly von Comparis erstaunt das Resultat nicht: «Wo reiche Menschen leben, werden auch mehr Spitalzusatzversicherungen abgeschlossen.» Er ist überzeugt, dass sich die Jungen solche Abschlüsse gut überlegen. «Wenn man es nüchtern betrachtet, braucht man keine Spitalzusatzversicherung, aber die Schweizer sind lieber gut bis überversichert», stellt Schneuwly fest. Für mehr Komfort im Spital und eine Operation durch den Chefarzt oder die Chefärztin bezahle man in der Schweiz gern mehr. Und doch: «Mit einer Grundversicherung bekomme ich alles, was ich brauche. Alles andere ist ein Luxus, den man sich gönnt.»
Als eine sinnvolle Zusatzversicherung erachtet Schneuwly eine Zahnversicherung bei Kindern. «In der Grundversicherung ist diese nicht gedeckt, und eine Behandlung kann schnell viel Geld kosten.» Auch lohne sich ein Zusatz bei den Kranken- und Rettungstransporten, da es dort Einschränkungen in der Grundversicherung gebe.