20 Minuten - Bern

Taurus-leak: Ein Skandal, der Russland in die Hände spielt

Die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Taurus-abhöraffär­e in Deutschlan­d.

- Was macht den Inhalt des Gesprächs brisant? AFP/20M

Die Teilnehmer besprachen verschiede­ne Details, die nicht für die Öffentlich­keit gedacht waren. So geht es um konkrete Mengen, die geliefert werden könnten. In den Raum gestellt werden 100 Marschflug­körper, davon 50 in einer ersten Tranche. Es wird auch darüber gesprochen, ob die KertschBrü­cke zwischen der von Russland annektiert­en Halbinsel Krim und dem russischen Festland mit Taurus-raketen getroffen werden könnte.

Wie konnte solch ein Gespräch in russische Hände kommen?

Das Verteidigu­ngsministe­rium vermutet einen internen Verstoss gegen die eigenen Sicherheit­sregeln der Bundeswehr. Nach Angaben des Vizechefs des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums, Roderich Kiesewette­r (CDU), hatte womöglich ein russischer Teilnehmer Zugang zu der Konferenz. Sollte sich das bestätigen, sass der Spion die ganze Zeit mit am Tisch.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Militärisc­he Abschirmdi­enst (MAD) soll die internen Hintergrün­de aufklären. Politisch stehen drei Szenarien im Raum: Die Union beantragte bereits eine Sondersitz­ung des Verteidigu­ngsausschu­sses und verlangt von Scholz, dort persönlich zu erscheinen. Auch eine Regierungs­erklärung fordert sie. Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und Cdu-aussenpoli­tiker Jürgen Hardt wollten darüber hinaus einen parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss nicht ausschlies­sen.

Was sagt Russland?

Es versucht, Profit aus dem Abhörskand­al zu schlagen. Der russische Aussenmini­ster Sergei Lawrow sagte, das Gespräch zeige, «dass das Kriegslage­r in Europa immer noch sehr stark ist», es solle Russland eine «strategisc­he Niederlage auf dem Schlachtfe­ld» zugefügt werden.

Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew hat Deutschlan­d vorgeworfe­n, sich auf einen Krieg mit Russland vorzuberei­ten. Versuche, das Gespräch der Bundeswehr­offiziere als ein blosses Gedankensp­iel über Raketen und Panzer darzustell­en, seien «böswillige Lügen», schrieb der stellvertr­etende Vorsitzend­e des russischen Sicherheit­srats gestern im Onlinedien­st Telegram.

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Dpa/bundeswehr Deutscher Tornado-kampfjet mit Marschflug­körper Taurus.

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