«Er hat sich in der Schweiz nie zurechtgefunden»
Familie und Klassenkameraden über den Messerstecher (15).
Zuerst bekannte er sich zum IS, danach stach er inmitten der Stadt Zürich einen orthodoxen Juden nieder: Die Tat des 15-jährigen A.* beschäftigt seit Samstagabend die Schweiz. Wie konnte es so weit kommen, dass sich ein Jugendlicher derart radikalisiert?
Das sagt die Familie
Wie eine nahe Verwandte gegenüber 20 Minuten sagte, ist die Familie über die Tat schockiert. «Für uns ist das alles sehr schlimm.» Über die letzten Jahre habe sich der Jugendliche mehr und mehr entfremdet. «Wir finden kaum noch Zugang zu ihm.» Wie er sich derart radikalisieren konnte, dass er in einem Video dazu aufruft, Juden und «Ungläubige» weltweit zu töten, sei ihr ein Rätsel. «Wir wissen nicht, wie er auf solch dumme Gedanken gekommen ist.» Was sie jedoch wisse, sei, dass der 2011 eingebürgerte A. sich in der Schweiz nie wirklich zurechtgefunden und keine Freunde gehabt habe.
Das sagen Mitschülerinnen und -schüler
Der 15-Jährige besuchte eine Schule im Kanton Zürich. «Uns wurde nur gesagt, A. werde länger nicht mehr in die Schule kommen», sagen Mitschüler. A. sei ein Einzelgänger gewesen, habe kaum Freunde gehabt. «Er war komisch, vertrieb sich die Zeit auch auf merkwürdigen Reddit-gruppen», sagt eine Mitschülerin. Die Schüler sind überrascht und schockiert von der Tat. «Die meiste Zeit war er sehr ruhig und zurückgezogen. Doch manchmal hatte er komische Phasen, in denen er grundlos herumschrie oder das N-wort benutzte», sagt eine Mitschülerin. Die Schulleitung verwies auf Anfrage an die Jugendanwaltschaft.
Kündigte er die Tat an?
Mehrere Social-media-profile des 15-Jährigen wurden inzwischen gesperrt. Auf einer Plattform, auf der sein Account noch online ist, lud er noch am Tag vor der Messerattacke ein Bild hoch. Darauf schrieb er «Bald» und «In Gottes Willen». Auch am Samstag selbst publizierte er ein Bild mit der Aufschrift «Jetzt». In den Kommentaren verweist er auf einen Link, der nicht mehr verfügbar ist. In den Kommentaren erhält der Jugendliche viel Zuspruch. Einige loben die Tat, andere hoffen auf eine baldige Entlassung des jungen Zürchers.