Werden wegen der Huthi-miliz nun unsere Videocalls langsamer?
Der Datenverkehr zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten ist stark eingeschränkt: Mehrere Unterseekabel im Roten Meer wurden durchtrennt.
Die Tragweite der Konflikte im Roten Meer wird grösser: Die Weltwirtschaft leidet bereits aufgrund erhöhter Transportund Versicherungskosten der Frachtschiffe, jetzt ist auch der globale Datenverkehr gefährdet. Grund: Vor der Küste Jemens sind mehrere Unterseekabel für Internet- und Telekommunikation durchtrennt worden. Der Grossteil des Datenverkehrs zwischen Europa und Ostasien läuft über genau solche Unterseekabel. Insgesamt sind vier Kabel betroffen. Es sind die Verbindungen Asia-africa-europe 1, das Europe India Gateway, Seacom und TGN-GULF.
datenverkehr eingeschränkt
Wie der in Hongkong ansässige Internetdienstanbieter HGC Global Communications vermeldete, ist ein Viertel des kompletten Datenverkehrs zwischen
Asien, Europa und dem Nahen Osten beeinträchtigt. Datentransfers würden nun umgeleitet, trotzdem müsse mit höheren Latenzzeiten gerechnet werden. In einem internationalen Videocall könne es etwa passieren, dass man sich gegenseitig immer ins Wort falle, da es länger dauere, bis das Gesprochene ankomme. Auch Seacom, einer der betroffenen Kabelbetreiber, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass gewisse Dienste nicht verfügbar seien.
Wer ist verantwortlich?
Jemens Regierung warf der vom Iran unterstützten Huthi-miliz Anfang Februar vor, sie plane Angriffe auf Unterseekabel. Die Huthi wiesen das zurück und machten die USA und Grossbritannien verantwortlich. «Die Feindseligkeiten der britischen und Us-amerikanischen Marineeinheiten gegen den Jemen haben zu einer Unterbrechung der Unterseekabel im Roten Meer geführt», teilte das von der Huthi-miliz geführte Verkehrsministerium mit.
ursache noch unklar
Die Unterseekabel könnten auch durch Anker durchtrennt worden sein, die sich in den Kabeln verfangen haben – auch durch solche, die von Schiffen ausgeworfen wurden, die bei Angriffen der Huthi ausser Gefecht gesetzt wurden. Einige Telekommunikationsexperten wiesen gegenüber dem «Wall Street Journal» auf das Frachtschiff Rubymar hin. Anker sind auch für Seacom eine plausible Erklärung, weil es im Roten Meer viel Schiffsverkehr gebe und es an vielen Stellen flach sei. «Dies kann erst bestätigt werden, wenn das Reparaturschiff
vor Ort ist», fügte das Unternehmen hinzu.
150 000 dollar pro Tag
Bis die Reparaturarbeiten beginnen, kann es aber dauern: Seacom teilte mit, dass man frühestens in einem Monat beginnen könne. Das Gebiet steht unter Kontrolle der Huthi-miliz und es dauere lange, eine Genehmigung der Schifffahrtsbehörde zu bekommen. Die Reparaturen seien zudem teuer.