Anfangen, ein Ekel zu werden
«Hör mal, du eitle Ziege du, so toll siehst du nun auch wieder nicht aus!» – «Ich weiss. Aber was kann ich dafür, dass du es dir trotzdem einbildest?» Was Oliver Barett, Harvard-student und Millionärssohn, und Jenny Cavilleri, Tochter eines italienischen Bäckers, Musikstudentin am Radcliffe College, einander sagen, ist frech, cool und verbirgt mit Mühe, dass der Eishockey-stürmer und die rotznäsige Radcliffe-zicke ganz schön ineinander verliebt sind. Obwohl Papa es ihm verbietet und er auf vieles verzichten muss, heiraten die beiden, und als Oliver sagt: «Jenny! Wir sind regelrecht verheiratet», kontert sie: «Jawohl, und jetzt kann ich anfangen, ein Ekel zu werden.» Der Umgang der beiden bleibt auch dann total unromantisch, als Jenny an Leukämie erkrankt und all die schönen Pläne in der Intensivstation zu Ende gehen. «Ich will dich an meinem verdammten Sterbebett nicht haben», erklärt sie, als Oliver nicht glauben will, dass ihr nun die Musik «völlig wurscht» sei. Sagt als letztes Wort dann aber doch «Danke Ollie», als er trotz all der Schläuche nochmals die Arme um sie legt. Noch 2010, als Erich Segal, der Autor des Romans «Love Story», starb, verunglimpfte die Kritik das Buch, das der 68er-politisierung 1970 eine völlig unpolitische Liebesgeschichte entgegengestellt hatte, als sentimentales Machwerk und meinte damit auch den Film mit Ryan O’neal und Ali Macgraw. Was heutige Buchfreaks ebenso in den Wind schlagen dürften wie jene 20 Millionen, die der Roman damals begeisterte. erich segal: «Love story». Roman. s. fischer-taschenbuch, fr. 18.90