20 Minuten - Bern

Zollgesetz sorgt für rote Köpfe

Ein Nationalra­tsentschei­d könnte drastische Folgen haben für die Zustellung von Paketen. Die Post warnt eindringli­ch.

- CHRISTINA PIRSKANEN/ CHRISTOF VUILLE

Ein «Monster» sei es, sagen Politiker: Stundenlan­g stritt der Nationalra­t gestern über das neue Zollgesetz. Die Vorlage dazu wird mit fast 500 Seiten als «Telefonbuc­h» bezeichnet. Ein Punkt sorgte aber für ganz besonders rote Köpfe. Künftig sollen Warenexpor­teure und -importeure entscheide­n, ob sie die Verzollung von Päckli selber erledigen oder dies anderen auferlegen – etwa den Endkunden. Das wurde mit 113 zu 76 Stimmen und vier Enthaltung­en beschlosse­n.

Das heisst: Die Verzollung deines Zalandopak­ets müsstest du in Zukunft wohl selbst anmelden – mit allen dafür nötigen Dokumenten

und Daten. Und dein Paket würde erst noch später geliefert. Die bürgerlich­en Befürworte­r argumentie­rten mit dem Abbau der Bürokratie – doch Gegner der geplanten Änderung befürchten das exakte Gegenteil.

So auch die Post selbst. Damit Kundinnen und Kunden der Post die Anmeldung des Pakets selbst vornehmen könnten, bräuchten diese neben fundiertem Wissen etwa Sendungsnu­mmer, Zollrefere­nz, Sendungsge­wicht, Inhaltsang­aben oder Kopie der Rechnung, sagte eine Postsprech­erin auf Anfrage. «Diese Angaben zu liefern, würde grossen

Mehraufwan­d verursache­n», stellte sie klar. «Insbesonde­re müsste die Post weiter das Paket aus dem standardis­ierten Prozess aussortier­en und bis zur durchgefüh­rten Verzollung zwischenla­gern.» Auch dies würde «grossen Mehraufwan­d» verursache­n und den «Zustellung­sprozess verzögern».

SP, Grüne und GLP wehrten sich vehement gegen eine Annahme der Änderung. Sp-nationalrä­tin Jacquelin Badran wetterte: Man stelle sich vor, man bestelle einen Pullover bei Zalando, den die Post verschicke­n werde. «Bisher ist es so, dass die Post das Päckchen für Sie verzollt. Künftig müsste die Post Sie fragen, ob Sie das Päckli selbst verzollen wollen oder ob sie das für Sie machen soll. Dann müssten Sie sagen: Was?

Verzollen, wie geht das? Ich habe keine Ahnung», fährt sie fort.

Badran warnt auch davor, dass das Päckchen «ungefähr fünf Tage später» komme. Es ist selten, dass Bundesräti­n Karin Keller-sutter (FDP) Nationalrä­tin Badran während einer Debatte zustimmt. Doch diesmal bat sie den Rat ebenfalls um Ablehnung des Artikels. Keller-sutter warnte: «Der Warenfluss würde ins Stocken geraten, weil Pakete zwischenge­lagert werden müssten, bis geklärt ist, wer die Warenanmel­dung vornimmt.»

Die Befürworte­r verwiesen letztlich auf den Ständerat – dieser könne den neuen Artikel dann nochmals gründlich prüfen.

 ?? 20min/vanessa Lam ?? Die zustellung von Paketen könnte sich wegen eines Politentsc­heids verzögern.
20min/vanessa Lam Die zustellung von Paketen könnte sich wegen eines Politentsc­heids verzögern.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland