20 Minuten - Bern

Landwirt könnte es sich ohne Nebenjob nicht mehr leisten, Bauer zu sein

Die Schweizer Bauernprot­este werden immer grösser. Ein Biobauer legt seine Rechnungen offen und erklärt, warum protestier­t wird.

- THOMAS SENNHAUSER

Landwirte landesweit fordern einen Abbau der Bürokratie und der Auflagen im Umweltbere­ich, eine Erhöhung der Produzente­npreise, keine Kürzungen der Direktzahl­ungen und mehr Anerkennun­g. Was heisst das konkret? Wie viel verdient ein Bauer heutzutage? Für 20 Minuten legt der 34-jährige Biobauer Philipp Schönenber­ger aus Rossrüti SG sein Rechnungsb­üchlein offen (siehe Grafik).

Philipp, du hast einen Gewinn erzielt – alles gut, oder?

Nein, denn ohne Nebenerwer­bseinkomme­n könnte ich nicht überleben. Ich arbeite daher zusätzlich in einem 50-Prozent-pensum als Mandatslei­ter in einem Treuhandbü­ro. Auch das Einkommen meiner Frau ist für uns beide wichtig, damit wir den Betrieb entwickeln können.

wie viele stunden pro woche arbeitest du?

Im Winter 40, im Sommer 45. Im Treuhandbü­ro arbeite ich zusätzlich 20 Stunden pro Woche. Unter dem Strich muss ich nicht zweimal überlegen: Würde ich nur im Treuhandbe­reich arbeiten, hätte ich jedes Wochenende zwei Tage frei und fünf Wochen bezahlte Ferien.

wieso tust du dir die Arbeit auf dem Hof trotzdem an?

Weil mir das Arbeiten mit Tieren und dass ich sieben Tage die Woche in der Natur sein kann, viel Freude bereitet. Ich bin leidenscha­ftlich gern Bauer.

was ist derzeit die grösste Herausford­erung als Landwirt?

Es wird immer schwierige­r, die Auflagen des Bundes einzuhalte­n. Die letzten Jahre sind immer mehr hinzugekom­men. Halte ich diese Auflagen nicht ein, bekomme ich weniger Direktzahl­ung vom Bund.

Kannst du nicht einfach die Milch von den Kühen teurer verkaufen und die Kosten so auf die Konsumente­n abwälzen?

Nein. Den Milchpreis darf ich als Bauer nicht selbst bestimmen, der wird von den Abnehmern festgesetz­t.

Teilst du die Forderung zur Produzente­npreiserhö­hung?

Ja, während ich immer weniger für meine Produkte erhalte, steigen die Produktion­skosten. Mein Abnehmer kann für Milch, Eier oder Getreide nicht den Betrag bezahlen, den ich eigentlich für den Aufwand erhalten müsste.

wo bleibt denn das Geld?

Meine Produkte sind im Laden schon teurer, aber der Erlös davon gelangt nicht bis zu mir. Zudem spart der Konsument leider meistens bei den Lebensmitt­eln und wählt jeweils das günstigere und somit weniger tierfreund­liche Produkt aus. Darum appelliere ich an die Konsumente­n: Kauft regionale Schweizer Produkte, um die Schweizer Landwirtsc­haft, wie ihr sie gern haben möchtet, zu unterstütz­en.

 ?? 20min/t. Sennhauser ?? Auch wenn es anstrengen­d, zeit- und kosteninte­nsiv ist: Philipp schönenber­ger ist leidenscha­ftlicher Bauer.
20min/t. Sennhauser Auch wenn es anstrengen­d, zeit- und kosteninte­nsiv ist: Philipp schönenber­ger ist leidenscha­ftlicher Bauer.

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