Landwirt könnte es sich ohne Nebenjob nicht mehr leisten, Bauer zu sein
Die Schweizer Bauernproteste werden immer grösser. Ein Biobauer legt seine Rechnungen offen und erklärt, warum protestiert wird.
Landwirte landesweit fordern einen Abbau der Bürokratie und der Auflagen im Umweltbereich, eine Erhöhung der Produzentenpreise, keine Kürzungen der Direktzahlungen und mehr Anerkennung. Was heisst das konkret? Wie viel verdient ein Bauer heutzutage? Für 20 Minuten legt der 34-jährige Biobauer Philipp Schönenberger aus Rossrüti SG sein Rechnungsbüchlein offen (siehe Grafik).
Philipp, du hast einen Gewinn erzielt – alles gut, oder?
Nein, denn ohne Nebenerwerbseinkommen könnte ich nicht überleben. Ich arbeite daher zusätzlich in einem 50-Prozent-pensum als Mandatsleiter in einem Treuhandbüro. Auch das Einkommen meiner Frau ist für uns beide wichtig, damit wir den Betrieb entwickeln können.
wie viele stunden pro woche arbeitest du?
Im Winter 40, im Sommer 45. Im Treuhandbüro arbeite ich zusätzlich 20 Stunden pro Woche. Unter dem Strich muss ich nicht zweimal überlegen: Würde ich nur im Treuhandbereich arbeiten, hätte ich jedes Wochenende zwei Tage frei und fünf Wochen bezahlte Ferien.
wieso tust du dir die Arbeit auf dem Hof trotzdem an?
Weil mir das Arbeiten mit Tieren und dass ich sieben Tage die Woche in der Natur sein kann, viel Freude bereitet. Ich bin leidenschaftlich gern Bauer.
was ist derzeit die grösste Herausforderung als Landwirt?
Es wird immer schwieriger, die Auflagen des Bundes einzuhalten. Die letzten Jahre sind immer mehr hinzugekommen. Halte ich diese Auflagen nicht ein, bekomme ich weniger Direktzahlung vom Bund.
Kannst du nicht einfach die Milch von den Kühen teurer verkaufen und die Kosten so auf die Konsumenten abwälzen?
Nein. Den Milchpreis darf ich als Bauer nicht selbst bestimmen, der wird von den Abnehmern festgesetzt.
Teilst du die Forderung zur Produzentenpreiserhöhung?
Ja, während ich immer weniger für meine Produkte erhalte, steigen die Produktionskosten. Mein Abnehmer kann für Milch, Eier oder Getreide nicht den Betrag bezahlen, den ich eigentlich für den Aufwand erhalten müsste.
wo bleibt denn das Geld?
Meine Produkte sind im Laden schon teurer, aber der Erlös davon gelangt nicht bis zu mir. Zudem spart der Konsument leider meistens bei den Lebensmitteln und wählt jeweils das günstigere und somit weniger tierfreundliche Produkt aus. Darum appelliere ich an die Konsumenten: Kauft regionale Schweizer Produkte, um die Schweizer Landwirtschaft, wie ihr sie gern haben möchtet, zu unterstützen.