«Ich dachte, die würden mich als Dunkelhäutigen nicht ernst nehmen»
Der Zürcher Raphael (19) wurde von Andreas Glarner samt Videoteam ins Bundeshaus eingeladen. Hier liest du, was er zu dem Treffen sagt.
Raphael posiert mit Bundesrat Guy Parmelin (SVP) und Nationalrat Andreas Glarner (SVP). Auch beim Händeschütteln lässt er sich mit Glarner im Bundeshaus filmen. Das Video, das der Zürcher Youtuber selbst auf Tiktok gepostet hat, wurde seit Freitag über 200000-mal angeschaut. «Angefangen hat das Ganze mit einem Flyer der SVP zur ‹10-Millionen-schweiz›. Auf dem Flyer wurde ein Foto mit schwarzen Menschen durchgestrichen. Das hat mich verletzt und ich wollte in einem Dialog herausfinden, wieso diese Partei immer Ausländer angreift», so der 19-Jährige. Um Antworten zu bekommen, drehte er ein Video mit der jungen Svp-politikerin Naemi Dimmler. «Das Video habe ich dann direkt an Svp-nationalrat Andreas Glarner weitergeleitet.»
Bald darauf kam die Antwort samt Einladung ins Bundeshaus: «Da bin ich wirklich ausgeflippt», so Raphael. Vergangene Woche tauchte der Kv-lehrling einen Tag mit Glarner in die Session ein. «Ich habe gedacht, die nehmen mich als dunkelhäutigen Mann sowieso nicht ernst, aber Andreas Glarner hat alles gemacht, damit ich mich nicht ausgeschlossen fühle», betont der Zürcher mit Wurzeln in Angola. «Wir hatten einen tollen Tag zusammen im Bundeshaus! Raphael ist ein toller, junger Mann mit ausgezeichneten Manieren und guter Bildung», so Glarner auf Anfrage.
Das Fazit? «Durch dieses Treffen lernte ich die Partei kennen und ich merkte, dass diese Politiker auch nur Menschen sind», so Raphael. SVP wählen würde er trotzdem nicht. «Nein, ich finde die Message der Partei gegenüber Ausländern immer noch verletzend. Aber ich durfte mir ein eigenes Bild über die SVP machen.» Derweil dürfe Raphael ohnehin nicht wählen, da er noch keinen Schweizer Pass besitze, sagt er. Glarner sagte dazu, er habe ihn ermutigt, diesen zu beantragen, und ihm Unterstützung zugesichert.
Auf Social Media haben jedoch nicht alle Verständnis für die Aktion im Bundeshaus. «Es gab schon auch Leute, die nicht verstehen können, wieso ich mit der SVP im Bundeshaus war. Aber der Fakt, dass mich Andreas Glarner eingeladen hat, obschon er Menschen wie mich wohl ablehnt, macht mich stolz.» Mit seinen Videos möchte er in Zukunft junge Menschen für Politik begeistern.