Topschüler und Klassenletzte – der Bundesrat im Ranking
BERN Beat Jans ist erst seit zwei Monaten im Amt, in der Bevölkerung aber bereits der mit Abstand beliebteste Bundesrat. Ihn freut es, wie er sagt.
Wie zufrieden ist die Bevölkerung mit der Arbeit der einzelnen Bundesratsmitglieder? Das fragten 20 Minuten und Tamedia im Rahmen der Nachabstimmungsbefragung. Die repräsentativen Resultate sind erstaunlich – im Vergleich zur letzten Erhebung kam es zu grösseren Verschiebungen. Und ausgerechnet der Neuling hat bereits alle abgehängt.
Der Aufsteiger
Von der Spitzenposition grüsst Justizminister Beat Jans. Seine Note: 4,38. Obwohl erst seit rund zehn Wochen im Amt, scheint der Basler zu überzeugen. Bei Wählenden aller Parteien erzielt er gute Werte. Die Svp-basis erteilt dem Sp-bundesrat mit 4,22 gar eine bessere Note als dem eigenen Vertreter Guy Parmelin. «Es freut mich, wenn die Chefin zufrieden ist mit meiner Arbeit», so Jans zu 20 Minuten. «Die Chefin, das ist die Bevölkerung.» Politanalyst Mark Balsiger sagt, dass bereits Jans’ «programmatische und staatsmännische» Rede nach der Wahl Eindruck gemacht habe. Seit er im Amt sei, zeige er Präsenz. Der 59-Jährige rede nicht nur, sondern sage auch etwas, so Balsiger: «Schnell verfestigte sich der Eindruck: Da ist einer angetreten, um anzupacken.»
Die Absteigerin
Bei den letzten Erhebungen im Sommer und auch im Herbst lag Viola Amherd (Mitte) auf dem ersten Platz. Nun ist die Bundespräsidentin auf Platz fünf abgerutscht. Balsiger sagt, dass Amherd einen «glänzenden Start» erwischt habe und die Bevölkerung bodenständige und empathische Regierungsmitglieder schätze. Doch der Wind habe sich gedreht und ihr VBS sei in Turbulenzen geraten. Balsiger: «Zuletzt mit einem Liquiditätsengpass für die Armee in den kommenden Jahren, bei dem sowohl Amherd wie Armeechef Thomas Süssli erstaunliche Salti schlugen.» Es habe sich das Gefühl breitgemacht, sie habe ihr Departement nicht im Griff. «Wäre Amherd eine Aktie, muss man heute konstatieren, dass diese in der ersten Phase womöglich zu hoch notierte», so Balsiger. Amherd äussert sich nicht zur Umfrage.
Die Klassenletzte
Wie bereits im letzten Herbst auf dem letzten Rang steht Spvertreterin Elisabeth Baumeschneider. Mit einer Bewertung von 3,16 schneidet sie allerdings nach ihrem Departementswechsel noch schlechter ab. «Dass sie das Justizdepartement schon nach einem Jahr verliess, wird ihr als Flucht angekreidet», so Balsiger. «Die leichtfüssige Art, die ihr vor 15 Monaten die Wahl in den Bundesrat ermöglichte, wird in ihrer neuen Rolle nicht als positiv gewertet.» Ein bemerkenswert souveräner Auftritt oder ein politischer Wurf sei ihr bisher nicht gelungen.