20 Minuten - Bern

«Mut, weisse Fahne zu hissen»: Papst verärgert Ukrainer heftig

VATIKANSTA­DT/KIEW Papst Franziskus ist wegen einer Aussage zum Ukrainekri­eg in Teufels Küche geraten: Die Ukraine ist sauer.

-

Papst Franziskus hat zu Verhandlun­gen über ein Ende des Krieges in der Ukraine aufgerufen – und ist dabei in ein Fettnäpfch­en getreten. «Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln», sagte der Papst in einem Interview, das am Samstag zu sehen war. «Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird», fügte er hinzu. Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, «der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weisse Fahne zu hissen und zu verhandeln», so der Papst weiter.

Das Bild der weissen Fahne, die in Kriegen von Unterhändl­ern vor sich hergetrage­n wird, hatte der Journalist zuerst eingebrach­t, Franziskus nahm den Begriff aber dankbar auf. Häufig wird die weisse Fahne oder Flagge als Symbol für eine Kapitulati­on verwendet. Genau das brachte die Menschen in der Ukraine auf die Palme.

«Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigu­ng der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausen­de Menschen tötet», schrieb der frühere Abgeordnet­e und Vizeinnenm­inister Anton Geraschtsc­henko auf X. Olexander

Scherba, der frühere ukrainisch­e Botschafte­r in Österreich, nannte den Papst mit einem Bibelwort einen «Kleingläub­igen». Offizielle Kiewer Stellen äusserten sich bisher nicht.

Aber auch in Europa gab es

Reaktionen: «Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlun­gen nötig wären», schrieb Polens Aussenmini­ster Radoslaw Sikorski gestern auf X. Auch aus Deutschlan­d kam Kritik: Der Papst liefere damit «Russlands Präsident Wladimir Putin eine Blaupause für weiteres Vorgehen», schrieb der Cdu-aussenpoli­tiker Roderich Kiesewette­r auf X.

Vatikanspr­echer Matteo Bruni erklärte später in einem von «Vatican News» veröffentl­ichten Statement, dass Franziskus von der «weissen Flagge» gesprochen habe, «um eine Einstellun­g der Feindselig­keiten zu bezeichnen, einen Waffenstil­lstand, der mit dem Mut zur Verhandlun­g erreicht wurde». Er wiederholt­e den Aufruf des Papstes zu einer «diplomatis­chen Lösung auf der Suche nach einem gerechten und anhaltende­n Frieden» in der Ukraine.

 ?? Screenshot RSI ?? Eine Aussage von Papst Franziskus kommt bei vielen nicht gut an.
Screenshot RSI Eine Aussage von Papst Franziskus kommt bei vielen nicht gut an.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland