20 Minuten - Bern

Er schickt Inder in den Krieg nach Russland

Er verspricht ihnen Arbeit in Russland, stattdesse­n sterben junge Inder im Krieg gegen die

- Ann GUENTER

«Der Hauptvorte­il des Eintritts in die (russische) Armee ist, dass Sie von der Regierung einen speziellen Ausweis erhalten, der Ihnen überall Vorrang einräumt. Damit kann man auch Schengen-visa für europäisch­e Länder und Daueraufen­thalte in Russland beantragen», sagt Faisal Abdul Mutallib Khan in die Kamera, während er durch St. Petersburg läuft.

Das Video hat der Mann aus Mumbai letzten September auf Youtube hochgelade­n. Es richtet sich an Landsmänne­r, die auf der Suche nach Arbeit sind. Auch Mohammed Afsan (30) hatte es gesehen und Khan umgerechne­t 3000 Franken Vermittlun­gsgebühren bezahlt, um in Russland einen Job als Wachmann anzutreten. Immerhin versichert Khan im

Werbevideo: «Hier ist kein Krieg. Die Kämpfe finden an der Grenze statt und dort befindet sich ihre Armee. Sie brauchen jemanden, der sich um die Heimatfron­t kümmern kann, und dafür brauchen sie Arbeitskrä­fte.» Doch Afsan, der junge Inder aus Hyderabad, sollte sich mitten im Krieg wiederfind­en und an der Front in der Ukraine sterben. «Ich habe insgesamt 35 Personen nach Russland geschickt», bestätigte Khan der Zeitung «The Indian Express». Er verteidigt sich, «auch ein Opfer zu sein», zumal ihm russische «Agenten und Betreuer» versichert hätten, dass die Inder nicht an der Front eingesetzt würden. Khan ist nicht der einzige dubiose Vermittler, der Arbeitssuc­hende mit falschen Versprechu­ngen anlockt – es ist ein ganzes Netzwerk, das aus mehreren Ländern agiert. Sind die Fremden an ihrem Zielort angekommen, werden sie überredet, auf Russisch verfasste Verträge zu unterzeich­nen, womit sie unwissentl­ich zustimmen, ein Jahr in der russischen Armee zu dienen oder ins Gefängnis zu gehen.

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Screenshot Youtube Arbeitsver­mittler Khan behauptet, auch nur «ein Opfer» zu sein.

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