Boykottaufruf gegen Nike: Das steckt dahinter
JERUSALEM Auf Social Media wird zum Boykott gegen Nike aufgerufen. Grund: Ein Video, das Nike-sneaker mit Davidsternen zeigt. Doch Nike hat mit dem Design nichts zu tun.
Auf Social Media schlägt dem Ussportartikelhersteller Nike Wut entgegen. Grund ist ein Unboxing-video, in dem ein Paar Nike-sneaker mit Davidsternen zu sehen ist. Während manche das Design feiern, rufen andere zum Boykott von Nike auf. Für sie steht fest: Nike hat proisraelische Sneaker auf den Markt gebracht und schlägt sich damit im Nahostkonflikt auf die Seite Israels. Doch das stimmt nicht: Nike hat mit dem Design der Schuhe nichts zu tun.
Auf Social Media gepostet wurde das Originalvideo Anfang März von Michael Dickson, dem Geschäftsführer von Standwithus, einer gemeinnützigen proisraelischen Bildungs- und Interessenvertretungsorganisation. Auf Facebook verweist er in der Caption auf den User @pntbyray. Dabei handelt es sich um einen User oder eine Userin, der oder die «individuelle tragbare Kunst für Kinder & Erwachsene» erstellt. Auch im Video selbst findet sich der Hinweis auf PNT by Ray. Ein entsprechender Sticker ist nach dem Öffnen des Schuhkartons erkennbar. Wer Ray ist, bleibt unklar – aus Selbstschutz: «Ich habe viele verachtenswerte Nachrichten von propalästinensischen Menschen erhalten, die mir und meiner Familie den Tod wünschten.»
20 Minuten hat Nike und PNT by Ray per Mail kontaktiert. Beide Parteien haben reagiert: «Das ist kein offizielles Nike-produkt und kann nicht auf einer Nike-plattform erworben werden», schreibt Nike. Ray bestätigt, dass es sich «nicht um von Nike autorisierte Stücke» handelt. Normalerweise arbeitet Ray im Auftrag. Anders bei den Israel-sneakern: «Das Paar in dem Video habe ich für Michael Dickson gemacht, weil ich Fan bin und sein Eintreten für Israel in dieser turbulenten Zeit für Juden schätze.» Es sei ein Geschenk gewesen. Auf die Idee sei er oder sie gekommen, «nachdem ich letzten Monat von einer Reise nach Israel zurückgekehrt war».
Dass er die Sneaker von Ray bekommen hat, bestätigt auch Dickson selbst – in einem weiteren Video auf Instagram. Darin erwähnt er, dass der Shitstorm gegen Nike auf «vermeintlich propalästinensische Aktivisten» zurückgeht. Laut AFP stammt mindestens ein Boykottaufruf von einem User, «der Fehlinformationen über den Israel-hamas-krieg monetarisiert». Tatsächlich wird in den #boycottnikeposts nicht erwähnt, dass es etwa auf Etsy.com auch von Künstlern handbemalte oder bedruckte Pro-palästinasneaker und -Kleidungsstücke gibt, genauso wie weitere Produkte mit Israel-motiv.