20 Minuten - Bern

So helfen Schweine, den Todeszeitp­unkt zu bestimmen

Verwesung unter der Lupe: Forschende der Uni Bern haben Schweineka­daver untersucht, die in der Natur ausgelegt wurden.

- EMMA KAMBER

Ein Körper verwest mithilfe von Organismen wie Fliegen, Maden, Darmbakter­ien und Käfern. Dies erschwert die Arbeit der Forensik, die Liegezeit von Leichen zu bestimmen. Bei der Standardme­thode wird dazu der Körper in drei Bereiche unterteilt und der Zustand mit einem Punktesyst­em bewertet. Die drei Bereiche werden dann zu dem sogenannte­n Total Body Score (TBS) hinzugefüg­t. Dadurch kann mithilfe verschiede­ner Formeln auf den Zeitraum des Todes zurückgere­chnet werden. Diese Berechnung­en sind aufgrund der Umgebungsb­edingungen der Leichenfun­de allerdings oft ungenau. Eine Studie eines internatio­nalen Forschungs­teams unter Berner Leitung, die kürzlich in der Zeitschrif­t «Journal of Forensic Sciences» veröffentl­icht wurde, untersucht­e nun in der Schweiz Verwesungs­vorgänge mit Kadavern von Hausschwei­nen. «Obschon sich die Verwesung von Mensch und Schwein in vielerlei Hinsicht unterschei­det, lassen sich dennoch wichtige Erkenntnis­se aus solchen Versuchen ziehen, die forensisch­e Methoden verbessern können», erklärt Sandra Lösch von der Abteilung Anthropolo­gie am Institut für

Rechtsmedi­zin der Universitä­t Bern. Lösch ergänzt: «Aufgrund der naturräuml­ichen Gegebenhei­ten der Schweiz haben wir regelmässi­g mit forensisch­en Fällen zu tun, die einen längeren Zeitraum in der Natur lagen, bevor sie gefunden wurden.» Beispielsw­eise kann es Jahre dauern, bis Personen, die auf Bergwander­ungen zu Tode stürzen, entdeckt werden. Von exakten Angaben würden sowohl die Behörden wie auch die Hinterblie­benen profitiere­n, so Lösch.

 ?? Uni Bern ?? So wird ein Tierkadave­r fotografis­ch dokumentie­rt.
Uni Bern So wird ein Tierkadave­r fotografis­ch dokumentie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland