20 Minuten - Bern

«Ich verurteile, dass man FGM mit dem Islam in Verbindung bringt»

-

Das Vorhaben ihres Landes entsetzt die Honorarkon­sulin der Republik Gambia in der Schweiz, Maimuna Janneh Biteye. «Genitalver­stümmelung bei Mädchen ist eine fürchterli­che Sache – ich stelle mich gegen den derzeit diskutiert­en Vorschlag.» FGM sei eine Form der Gewalt, die aus dem kulturelle­n Glauben resultiere, dass der Wert eines Mädchens von seiner Jungfräuli­chkeit abhänge. Zudem glaubten bestimmte ethnische Gruppen, dass der Körper und die Sexualität einer Frau ihrem Ehemann und ihrer Familie gehörten, so Biteye. «FGM hat in Gambia Auswirkung­en auf eine grosse Anzahl Mädchen und Frauen in der Region.» Für sie ist die Genitalver­stümmelung eine «schwere Menschenre­chtsverlet­zung». «Ich verurteile auch, dass man FGM mit dem Islam in Verbindung bringt.» Es gebe keine authentisc­hen Überliefer­ungen im Koran, die Genitalver­stümmelung unterstütz­ten.

Die Thematik ist für Biteye auch eine persönlich­e Angelegenh­eit: «Ich wurde als Siebenjähr­ige beschnitte­n. Lange habe ich geschwiege­n – heute, nach 47 Jahren, bin ich in der Lage, darüber zu sprechen. Ich hoffe, dass meine Geschichte beitragen kann, dass Genitalver­stümmelung überall offiziell verboten und das Leben anderer gerettet werden kann.»

In ihrer Familie habe die Praxis mit ihrer Verstümmel­ung geendet, erzählt die Gambierin. «Ich habe sehr stark geblutet – der Schock des Zwischenfa­lls sorgte dafür, dass meine zwei jüngeren Schwestern der Beschneidu­ng entkommen konnten.» Mit ihren Eltern habe Biteye nie über das Geschehene sprechen können.

 ?? Privat ?? Maimuna Janneh Biteye, Honorarkon­sulin.
Privat Maimuna Janneh Biteye, Honorarkon­sulin.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland