«Ich verurteile, dass man FGM mit dem Islam in Verbindung bringt»
Das Vorhaben ihres Landes entsetzt die Honorarkonsulin der Republik Gambia in der Schweiz, Maimuna Janneh Biteye. «Genitalverstümmelung bei Mädchen ist eine fürchterliche Sache – ich stelle mich gegen den derzeit diskutierten Vorschlag.» FGM sei eine Form der Gewalt, die aus dem kulturellen Glauben resultiere, dass der Wert eines Mädchens von seiner Jungfräulichkeit abhänge. Zudem glaubten bestimmte ethnische Gruppen, dass der Körper und die Sexualität einer Frau ihrem Ehemann und ihrer Familie gehörten, so Biteye. «FGM hat in Gambia Auswirkungen auf eine grosse Anzahl Mädchen und Frauen in der Region.» Für sie ist die Genitalverstümmelung eine «schwere Menschenrechtsverletzung». «Ich verurteile auch, dass man FGM mit dem Islam in Verbindung bringt.» Es gebe keine authentischen Überlieferungen im Koran, die Genitalverstümmelung unterstützten.
Die Thematik ist für Biteye auch eine persönliche Angelegenheit: «Ich wurde als Siebenjährige beschnitten. Lange habe ich geschwiegen – heute, nach 47 Jahren, bin ich in der Lage, darüber zu sprechen. Ich hoffe, dass meine Geschichte beitragen kann, dass Genitalverstümmelung überall offiziell verboten und das Leben anderer gerettet werden kann.»
In ihrer Familie habe die Praxis mit ihrer Verstümmelung geendet, erzählt die Gambierin. «Ich habe sehr stark geblutet – der Schock des Zwischenfalls sorgte dafür, dass meine zwei jüngeren Schwestern der Beschneidung entkommen konnten.» Mit ihren Eltern habe Biteye nie über das Geschehene sprechen können.