Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nimmt weiter ab
Der Medianlohn in der Schweiz ist zwar leicht gestiegen, doch zwischen den Branchen – je nach Wohnort und Herkunft – gibt es grosse Unterschiede.
Der monatliche Bruttomedianlohn lag in der Schweiz im Jahr 2022 bei 6788 Franken pro Monat für eine Vollzeitstelle, wie das Bundesamt für Statistik gestern mitteilte. Das durchschnittliche Einkommen ist im Vergleich zu zwei Jahren zuvor leicht gestiegen. 2020 lag es noch bei 6665 Franken. Das Lohnwachstum in der Mittelschicht ist jedoch das seit 2008 geringste. Stärker stieg der Lohn in der Ober- und Unterschicht.
So viel verdienen Ausländer in der Schweiz
In Positionen ohne Kaderfunktion verdienen Schweizerinnen und Schweizer im Median mehr als Ausländerinnen und Ausländer. Im oberen und mittleren Kader verdienen Schweizer Staatsbürger mit 10 476 Franken Bruttolohn allerdings weniger als Arbeitnehmende aus dem Ausland. Aufenthalterinnen und Aufenthalter Kategorie B verdienen im Kader 12791 Franken. Nur Kurzaufenthalterinnen und -aufenthalter verdienen dort weniger (8659 Franken) als Schweizerinnen und Schweizer.
Gender-pay-gap
Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nimmt weiter ab. Im Median verringerte es sich von 10,8 Prozent (2020) auf 9,5 Prozent (2022). 2018 waren es noch 11,5 Prozent.
Diese Branchen zahlen die höchsten Löhne
Den höchsten Medianlohn gibt es in der Tabakindustrie. Dort ist er fast doppelt so hoch wie in der Gesamtschweiz. Auch bei Banken (10491 Franken), in der Pharmaindustrie (10 296 Franken) sowie der Informationstechnologie (9412 Franken) sind die Löhne besonders hoch. Am wenigsten verdiente man 2022 mit persönlichen Dienstleistungen (4384 Franken), Beherbergung (4572 Franken), im Gastgewerbe (4601 Franken) und im Detailhandel (5095 Franken).
Hier wohnen die Bestverdiener
Den höchsten Bruttolohn haben Personen im Kanton Zürich (7229 Franken), den mit Abstand tiefsten Tessinerinnen und Tessiner (5590 Franken). In den einzelnen Wirtschaftszweigen fällt die Reihenfolge der bestverdienenden Regionen teilweise anders aus, das Tessin fällt aber in fast allen weit zurück.
Das sagt der Schweizer Gewerkschaftsbund
«Immer mehr Haushalte haben Mühe, mit dem Einkommen über die Runden zu kommen», sagt Daniel Lampart, Sekretariatsleiter und Chefökonom des SGB. Seit 2021 habe in Gesamtarbeitsverträgen kein Teuerungsausgleich mehr stattgefunden. «Aus unserer Sicht ist ein Mindestlohn von 5000 Franken für Personen mit Lehre das absolute Minimum», so Lampart.
Das sagt der Arbeitgeberverband
Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbandes, hebt die trotz angespannter Lage wegen der Corona-pandemie und des russischen Angriffskrieges angestiegenen Löhne hervor. Er spricht sich gegen kantonale Mindestlöhne aus. Verhandlungen der Mindestlöhne seien Sache der Sozialpartner und sollten im Rahmen der Gesamtarbeitsverträge festgehalten werden.