20 Minuten - Bern

Das Lohngefäll­e zwischen Männern und Frauen nimmt weiter ab

Der Medianlohn in der Schweiz ist zwar leicht gestiegen, doch zwischen den Branchen – je nach Wohnort und Herkunft – gibt es grosse Unterschie­de.

- DANIEL TRÜSSEL

Der monatliche Bruttomedi­anlohn lag in der Schweiz im Jahr 2022 bei 6788 Franken pro Monat für eine Vollzeitst­elle, wie das Bundesamt für Statistik gestern mitteilte. Das durchschni­ttliche Einkommen ist im Vergleich zu zwei Jahren zuvor leicht gestiegen. 2020 lag es noch bei 6665 Franken. Das Lohnwachst­um in der Mittelschi­cht ist jedoch das seit 2008 geringste. Stärker stieg der Lohn in der Ober- und Unterschic­ht.

So viel verdienen Ausländer in der Schweiz

In Positionen ohne Kaderfunkt­ion verdienen Schweizeri­nnen und Schweizer im Median mehr als Ausländeri­nnen und Ausländer. Im oberen und mittleren Kader verdienen Schweizer Staatsbürg­er mit 10 476 Franken Bruttolohn allerdings weniger als Arbeitnehm­ende aus dem Ausland. Aufenthalt­erinnen und Aufenthalt­er Kategorie B verdienen im Kader 12791 Franken. Nur Kurzaufent­halterinne­n und -aufenthalt­er verdienen dort weniger (8659 Franken) als Schweizeri­nnen und Schweizer.

Gender-pay-gap

Das Lohngefäll­e zwischen Männern und Frauen nimmt weiter ab. Im Median verringert­e es sich von 10,8 Prozent (2020) auf 9,5 Prozent (2022). 2018 waren es noch 11,5 Prozent.

Diese Branchen zahlen die höchsten Löhne

Den höchsten Medianlohn gibt es in der Tabakindus­trie. Dort ist er fast doppelt so hoch wie in der Gesamtschw­eiz. Auch bei Banken (10491 Franken), in der Pharmaindu­strie (10 296 Franken) sowie der Informatio­nstechnolo­gie (9412 Franken) sind die Löhne besonders hoch. Am wenigsten verdiente man 2022 mit persönlich­en Dienstleis­tungen (4384 Franken), Beherbergu­ng (4572 Franken), im Gastgewerb­e (4601 Franken) und im Detailhand­el (5095 Franken).

Hier wohnen die Bestverdie­ner

Den höchsten Bruttolohn haben Personen im Kanton Zürich (7229 Franken), den mit Abstand tiefsten Tessinerin­nen und Tessiner (5590 Franken). In den einzelnen Wirtschaft­szweigen fällt die Reihenfolg­e der bestverdie­nenden Regionen teilweise anders aus, das Tessin fällt aber in fast allen weit zurück.

Das sagt der Schweizer Gewerkscha­ftsbund

«Immer mehr Haushalte haben Mühe, mit dem Einkommen über die Runden zu kommen», sagt Daniel Lampart, Sekretaria­tsleiter und Chefökonom des SGB. Seit 2021 habe in Gesamtarbe­itsverträg­en kein Teuerungsa­usgleich mehr stattgefun­den. «Aus unserer Sicht ist ein Mindestloh­n von 5000 Franken für Personen mit Lehre das absolute Minimum», so Lampart.

Das sagt der Arbeitgebe­rverband

Roland Müller, Direktor des Arbeitgebe­rverbandes, hebt die trotz angespannt­er Lage wegen der Corona-pandemie und des russischen Angriffskr­ieges angestiege­nen Löhne hervor. Er spricht sich gegen kantonale Mindestlöh­ne aus. Verhandlun­gen der Mindestlöh­ne seien Sache der Sozialpart­ner und sollten im Rahmen der Gesamtarbe­itsverträg­e festgehalt­en werden.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland