20 Minuten - Bern

«Ausser blauen Flecken hat Spritze nichts gebracht»

- CAT *Name der Redaktion bekannt

«Ich habe mir erst vergangene­n Samstag je eine Ampulle Lemon Bottle in einem Basler Kosmetikst­udio in Kinn und Oberschenk­el spritzen lassen», erzählt die 22-jährige D.* gegenüber 20 Minuten. «Es bildeten sich blaue Flecken und Knoten um die Einstichst­ellen.» Wenige Stunden nach der Behandlung seien bei D. Fieber, Schüttelfr­ost und Kopfschmer­zen dazugekomm­en. «Die Kosmetiker­in hat mich am Telefon beruhigt und gesagt, dass das alles ganz normal sei und ein Zeichen dafür, dass das Produkt wirke.» Gewirkt habe es aber auch nach Abklingen der Nebenwirku­ngen nicht.

Kosmetiker Alain Ebner verwundert das nicht. «Wer etwas Berufsetho­s besitzt, weiss, dass solche Produkte nicht einfach gespritzt werden dürfen.» Den Kosmetikst­udios, die Lemon Bottle-behandlung­en angeboten haben, geht es seiner Meinung

nach nur ums Geld. «Gerade bei jungen Menschen wird absichtlic­h mit der Unsicherhe­it gegenüber dem eigenen Aussehen gespielt.»

Auch D. findet, dass die Kosmetikst­udios eine Verantwort­ung gegenüber der Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden tragen: «Auch wenn ich mich natürlich selbst ein wenig besser hätte einlesen können.» Der profession­elle Auftritt der Kosmetiker­in wie auch des Studios habe ihr jedoch Sicherheit gegeben, auch die Google-rezensione­n zu anderen Behandlung­en seien durchweg positiv gewesen. Die Kosmetiker­in habe sie gut instruiert und betont, wie gut sie sich in dem Bereich auskenne. «Genau solches Verhalten macht den Ruf der gesamten Kosmetikbr­anche kaputt», sagt Kosmetiker Ebner dazu.

Laut Medizinrec­htsanwälti­n Evalotta Samuelsson ist die Anwendung

gar strafbar. «Es handelt sich hierbei um Körperverl­etzung.» Träten Komplikati­onen oder Schäden auf, könne Schadeners­atz und bei dauerhafte­r Schädigung auch ein Schmerzens­geld verlangt werden.

D.: «Nie wieder! Das Ganze war mir eine Lehre. Ab jetzt warte ich, bis die Produkte zugelassen sind – oder mache einfach Sport.»

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland