Was steckt hinter den Rki-files?
Alternative Medien wittern in den Corona-protokollen des Robert-koch-instituts Skandalöses. Doch was ist dran?
Die sogenannten Rki-files sorgen derzeit in den sozialen Medien für Aufregung. Zum Thema gemacht wurden sie vom Corona-skeptischen Onlinemagazin «Multipolar», das deren Veröffentlichung eingeklagt hatte. Es geht um rund 450 Protokolle von Sitzungen des deutschen Robert-koch-instituts (RKI) aus der Anfangszeit der Covid-pandemie. Sie spiegeln laut RKI den offenen wissenschaftlichen Diskurs wider, in dem verschiedene Perspektiven angesprochen und abgewogen wurden.
«Multipolar» behauptet nun, die Rki-files würden zeigen, dass «die im März 2020 verkündete Verschärfung der Risikobewertung
[in Deutschland] von ‹mässig› auf ‹hoch› (...), anders als bislang behauptet, nicht auf einer fachlichen Einschätzung des RKI, sondern auf der politischen Anweisung eines externen Akteurs» erfolgte. Diesen vermutet «Multipolar» hinter einem geschwärzten Namen an der entsprechenden Textstelle. Doch dafür liefert das Protokoll keine Anhaltspunkte. Es kann sich praktisch um jeden handeln. Das RKI sagt dazu, «dass hinter der Schwärzung in dem Satz [...] ein Rkimitarbeiter steht.» Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach bestätigte diese Aussage.
«Multipolar» behauptet weiter,
die Hochstufung sei abrupt erfolgt, «ohne dokumentierten Diskussions- und Beratungsprozess» und «ohne jede Andeutung in den vorhergehenden Protokollen und ohne dass grundlegende Kennzahlen sich massgeblich geändert hätten.» Die täglichen Lageberichte des RKI widersprechen dem. Darin ist der rasante Anstieg der bestätigten
Fälle dokumentiert. Auch handelte das RKI nicht isoliert. Zur gleichen Zeit wurde in vielen Ländern der Lockdown verhängt. Die Rki-protokolle listen etwa das Tessin auf, wo dies am 12. März der Fall war. Die WHO hatte Covid-19 am 11. März zur Pandemie erklärt.
In den sozialen Medien wird auch ein weiterer vermeintlich brisanter Eintrag im Protokoll diskutiert. Am 30. Oktober 2020 vermerkte das RKI: «Es gibt keine Evidenz für die Nutzung von Ffp2-masken ausserhalb des Arbeitsschutzes.» Von Corona-skeptikerinnen und -Skeptikern wird die Aussage so ausgelegt, dass das RKI damals Masken für nutzlos gehalten hätte.
Diese Interpretation ist falsch. Laut dem deutschen Epidemiologen Hajo Zeeb gab es damals zwar tatsächlich keine wissenschaftlichen Beweise für einen Nutzen von FFP2-MASken gegen eine Übertragung des Coronavirus. Man habe aber gewusst, dass eine Maske bei einem Virus, das durch Aerosole und Tröpfchen übertragen wird, zu einem gewissen Mass helfe.