20 Minuten - Bern

Geht es nach den Finnen, sauniert die Schweiz falsch

Fast alle Finninnen und Finnen besuchen regelmässi­g eine Sauna – allerdings ganz anders, als du es aus der Schweiz gewohnt bist. Ein Saunabauer erklärt die Unterschie­de.

- MALIN MUELLER

Auf 5,5 Millionen Finnen kommen drei Millionen Saunas, viele haben ein privates Exemplar daheim. Marko Tattari kennt sich damit aus: Der Finne führt die Firma Suomi Saunabau in Bubendorf und erklärt, wie es in einer finnischen Sauna wirklich abläuft.

Getrennt statt zusammen

Die Finnen kennen ihre Familie und Freunde nackt – denn so geht man zusammen saunieren. In öffentlich­en Saunas schwitzen Frauen und Männer allerdings meist getrennt. Tattari: «Gibt es keine aufgeteilt­en Bereiche, gehen die Frauen zuerst saunieren, danach machen es sich die Männer bequem.» Quatschen ist übrigens erlaubt. «Natürlich kann man miteinande­r reden», sagt Tattari. Wenn es richtig heiss wird, hören die Gespräche aber ohnehin auf, so der Experte.

Verrückte Aufgüsse?

Hast du auch schon mal einen Minze-eis-aufguss miterlebt, bei dem Obst verteilt wurde, mit Sträuchern geraschelt und du eng aneinander mit 20 weiteren Gästen in der

Sauna eingepferc­ht warst? In Finnland unvorstell­bar. Stattdesse­n nehmen die Finnen und Finninnen die Aufgüsse selbst in die Hand und bleiben bei simplem Wasser – dafür deutlich häufiger.

Alles andere als trocken

«Was eine finnische Sauna auszeichne­t, sind nicht die 110 Grad Temperatur, wie in der Schweiz oft behauptet wird.» Worauf es stattdesse­n ankommt? «Das Wasserwerf­en, das sogenannte Löyly. Durch die spezielle Technik kann die Luft zirkuliere­n und man besser atmen. Die Temperatur kann sich irgendwo zwischen 40 und 120 Grad bewegen, 75 bis 85 Grad sind ideal.»

Tattari vergleicht die Sauna hierzuland­e mit einem stickigen Meetingrau­m in einem Büro: «Ohne frische Luft bekommt man Kopfschmer­zen, es geht einem danach schlechter als vorher. In der Sauna soll das Gegenteil passieren.» Auch von den Vorteilen für die Gesundheit und die Haut kann man laut Experte nur profitiere­n, wenn in der Sauna genug Feuchtigke­it ist.

Zeit ist Nebensache

Wenn du dich in die Sauna setzt, drehst du zuerst die Sanduhr um? Darüber kann der Saunabauer nur lachen: «Das kann ich nicht verstehen, das ist wirklich dumm. Wieso sollte man auf eine Sanduhr mehr hören als auf den eigenen Körper?» Werde es einem schon nach fünf Minuten schwindeli­g, solle man gehen, statt sich zu quälen. «Wenn nicht, kann man auch 20, 30 oder mehr Minuten in der Sauna bleiben.»

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Getty Images Die finninnen und finnen nehmen die Aufgüsse meist selbst in die Hand.
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Laura Vanzo Durch Wasserwerf­en kann Luft besser zirkuliere­n.

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