Rebellen erstarkt: Bürgerkrieg in Myanmar spitzt sich zu
In Myanmar sind die Rebellen auf dem Vormarsch. Um sie aufzuhalten, zwingt das Militär nun selbst
Während sich Touristen an den Stränden Thailands sonnen, finden einige Hundert Kilometer weiter westlich verheerende Gefechte statt. Im Bürgerkrieg in Myanmar haben die Rebellen kürzlich erhebliche Erfolge gegen das Militärregime erzielt und kontrollieren grosse Teile des Nordens, Westens und Ostens des Landes.
Anfang April gelang es Rebellenmilizen,
die Stadt Myawaddy am Grenzübergang zu Thailand einzunehmen – ihr grösster Erfolg bisher. Die Kämpfe führten zu zunehmender Nervosität in Thailand. Die Regierung stationierte Militär am Grenzübergang.
Weiter nördlich nähern sich die Rebellen der Hauptstadt Naypyidaw, die unter anderem als «Festung» der Junta bezeichnet wird. Ein Teil der Kämpfe wird bereits in unmittelbarer Nähe der verbunkerten Stadt ausgetragen.
Grund für die jüngsten Gebietsverluste: Die unterversorgten und überlasteten Streitkräfte mussten immer mehr Aussenposten aufgeben. Seit Februar zwangsrekrutiert sie junge Angehörige der muslimischen Rohingya – jene Minderheit, an der sie noch vor einigen Jahren einen Völkermord begangen haben soll. Der Fall ist am Internationalen Gerichtshof in Den Haag hängig.
Wie kam es zum Bürgerkrieg?
Durch einen Militärputsch wurde 2021 die demokratisch gewählte Regierung abgesetzt und das Parlament aufgelöst. Um das Militärregime zu stürzen, schlossen sich Hunderte prodemokratische Milizen und bewaffnete ethnische Gruppen zusammen. Demokratiebefürworter flohen in die Gebiete der Rebellen und bildeten die «Regierung der Nationalen Einheit», eine Schattenregierung.
Könnten die Rebellen siegen?
Militäranalysten sprechen von einem möglichen Wendepunkt noch in diesem Jahr. Schaffen es die Rebellen ins Landesinnere, um in die Hauptstadt einzudringen, könnte das Militär gestürzt werden. Befürchtet wird jedoch, dass es danach nicht zu einer Machtverschiebung, sondern vielmehr zu einer Zerrüttung der Nation ohne zentrale Kontrolle kommen könnte.