20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Dieses kleine Ding ist ein

BASEL. Viele junge Frauen schwören öffentlich der Pille ab. Die Verkaufsza­hlen in der Schweiz sinken immer weiter.

- BETTINA ZANNI

In einem Video schildert Youtube-Star Dagi Bee (22), die 3,5 Millionen Follower hat, ihr Leiden mit der Antibabypi­lle. Jeden Morgen sei sie mit Kopfschmer­zen aufgewacht. «Es gab Tage, an denen es so krass war, dass ich dachte, ich sterbe.» Zudem sei sie ständig «auf 180» gewesen. Kürzlich setzte sie die Pille ab und wechselte auf die Kupferspir­ale. «Jetzt bin ich richtig entspannt. Mir gehts sehr, sehr gut.»

Ähnliches berichten viele andere junge Frauen auf Blogs und in Youtube-Videos. «Dieses kleine Ding ist ein Teufelszeu­g, kann Krankheite­n verur- sachen und sogar lebensgefä­hrlich sein», schreiben sie, oder: «Man wird mit Hormonen vollgepump­t.» Heute pillenfrei, spüren sie dagegen «eine neue Art der Unbeschwer­theit» und haben mehr Lust auf Sex.

Auch die Absatzzahl­en zeigen: Noch nie wurden in der Schweiz seit der Erfassung der Daten so wenig Pillen verkauft wie heute. Laut Interpharm­a nahm die Zahl verkaufter Packungen seit 2010 um 14 Prozent ab. Pharmasuis­se registrier­te zwischen 2006 und 2016 über 300 000 Packungen weniger. Auch Frauenärzt­e spüren wachsende Skepsis (siehe Interview rechts).

Pirmin Müller, Sprecher des Beratungsd­ienstes Schwangerh­ilfe.ch, warnt jedoch vor einem grösseren Risiko ungewollte­r Schwangers­chaften. Auch Abtreibung­en könnten zunehmen, denn: «Rund 70 Prozent der schwangere­n Teenager treiben ab.» Eine Schwangers­chaft überforder­e Teenager meist komplett.

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Youtube-Star Dagi Bee dachte an manchen Tagen, sie müsse sterben.

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