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IS-Bekenntnis wirft Fragen auf
LONDON. 15 Stunden nach dem Anschlag von Manchester hat der « Islamische Staat» die Tat für sich reklamiert.
Die späte und teils fehlerhafte Kommunikation der Extremisten wirft Fragen auf. So schrieb der IS, einer seiner «Soldaten des Kalifats» habe den Angriff auf die Manchester Arena verübt. Von über hundert Toten und Verletzten des «schamlosen Konzerts» ist fälschlicherweise die Rede. Dem IS-Anhänger sei es gelungen, einen Sprengsatz «in die Mitte der versammelten Kreuzfahrer» zu platzieren. Allerdings lief diese Mitteilung der Terrormiliz nicht wie üblich über den Kommunikationskanal Amaq, sondern über den Mitteilungsdienst Telegram. Analysten sehen in diesem Verbreitungsweg einen Hinweis darauf, dass der Anschlag in Manchester möglicherweise direkt von der IS-Führung in Syrien und im Irak koordiniert wurde. Dagegen spricht je- doch, dass das Attentat von Manchester im Nachrichtenbulletin, das die Terrorgruppe täglich herausgibt, nicht erwähnt wird.
Entgegen den Informationen der Polizei deutete der IS auch an, dass es sich bei dem Anschlag nicht um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe. Er nannte den Attentäter, der laut Polizei in der Manchester Arena ums Leben gekommen war, auch nicht «Märtyrer». Deswegen wird jetzt spekuliert, dass das Attentat möglicherweise nicht nach Plan abgelaufen ist, der Täter den Sprengsatz eigentlich nur hätte platzieren und sich dann aus dem Staub machen sollen.
Die zentrale Frage, ob der Attentäter in ein Terrornetzwerk eingebunden war oder von sich aus als «einsamer Wolf» aktiv wurde, ist noch ungeklärt. Möglicherweise kann die Polizei darauf bald eine Antwort geben: Sie hat im Zusammenhang mit dem Anschlag einen 23-Jährigen festgenommen.