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«Mein Bekannter hätte gerettet werden können»

ZÜRICH. Ein Mann hatte in einem Bahnhofsho­p einen Herzstills­tand. Die Angestellt­e traute sich aber nicht, Erste Hilfe zu leisten.

- ANNETTE HIRSCHBERG

Ein tragischer Fall ereignete sich vor mehr als zwei Wochen in einem Bahnhofsho­p nahe Zürich: «Ein Bekannter von mir hatte dort einen Herzstills­tand und brach zusammen», erzählt Medizinstu­dentin Lara*. Die Verkäuferi­n im Shop wandte sich sofort an die Notrufzent­rale. Der Mitarbeite­r am Telefon versuchte die Frau darauf bei den Erste-Hilfe-Massnahmen anzuleiten. «Doch die Frau sagte, sie wisse nicht, wie das gehe, sie könne das nicht», erzählt Lara. Die Sanität traf zu spät ein, der Bekannte verstarb. Lara macht der Verkäuferi­n selbst keinen Vorwurf. Aber: «Sie hätte in Erster Hilfe ausgebilde­t sein sollen, dann hätte mein Bekannter gerettet werden können.» Migros und Coop etwa tun dies. Valora, zu der der Shop gehört, hingegen nicht.

In ihrem Handeln ist die Verkäuferi­n nicht allein. «In etwa einem Fünftel der Fälle machen die Personen am Telefon nicht mit», sagt Roland Portmann von der Zürcher Notrufzent­rale. Die Leute stünden unter Schock, hätten Angst, etwas falsch zu machen, oder würden sich ekeln. Dabei sei eine sofortige Herzmassag­e sehr wichtig: «Macht man nichts, reduziert sich die Überlebens­chance des Patienten massiv.» Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen: In der Schweiz haben jährlich rund 10 000 Menschen einen plötzliche­n Herzkreisl­aufstillst­and. Nur 5 bis 8 Prozent überleben diesen derzeit im Schnitt. Im Tessin, wo Herzmassag­e schon in der Schule gelehrt wird, sind es 19 Prozent. *Name der Redaktion bekannt

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KEYSTONE Wäre die Shop-Angestellt­e geschult gewesen, würde der Mann vielleicht noch leben.

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