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«Mit einer Gelateria kann der Badi-Kiosk nicht mithalten»
ZÜRICH. Schweizer essen im Vergleich wenig Glace. Nun sorgen Gelaterias dafür, dass wir das Produkt neu entdecken.
Marzipan, Ingwer-Limette oder Feige? Die Fülle an Aromen und die unkonventionellen Sorten begeistern Glace-Liebhaber in der ganzen Schweiz. Bei Gelaterias, die auf hausgemachte Produktion setzen, sorgt das sonnige Wetter für lange Warteschlangen. GastroExperte Leo Egloff erklärt den Erfolg der kleinen Gelaterias mit ihrer «Frische und Authentizität»: «Die Kunden wollen sehen, wo ihre Glace hergestellt wird.» Ein solches Erlebnis könne der Badi-Kiosk mit Industrie-Glaces nicht bieten.
Doch warum erobern die Gelaterias die Schweiz erst jetzt, während sie in Italien oder Deutschland längst verbreitet sind? Laut Branchenexperten liegt es daran, dass es hierzulande etwa mit Mövenpick schon früh ein breites Angebot an qualitativ hochwertigen Industrie-Glaces gab. «Lange gab es darum gar kein Bedürfnis nach Gelaterias», so ein Branchenkenner. Egloff ergänzt: «Die Industrie hat in den letzten Jahren keine Fortschritte gemacht, deshalb suchen die Kunden jetzt nach hausgemachten Alternativen.»
Jouni Palokangas vom Industrieverband Glacesuisse gönnt den Gelaterias den Erfolg: «Diese Vielfalt trägt dazu bei, dass der Glacekonsum schweizweit steigt.» Laut dem Verband besteht aber noch Luft nach oben (siehe Box). Deshalb will Palokangas Glace auch im Winter populär machen. In Finnland ist das bereits der Fall: «Glace ist in Finnland ein Genussprodukt wie in der Schweiz ein Stück Schokolade.»