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Klassenwechsel zum Discount-Preis sorgt für Empörung bei Pro Bahn
BERN. Für nur 5 Franken in die erste Klasse: Die SBB testet ein neues MarketingInstrument. Das stört laut der Interessenvereinigung Pro Bahn voll zahlende Pendler.
Seit einiger Zeit können SBBZugbegleiter den Passagieren einen Klassenwechsel für die erste Klasse für nur 5 Franken offerieren. Das Zugpersonal entscheidet selbst, ob es die Günstig-Tickets abgeben will. Bis Ende Jahr läuft ein entsprechender Test, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Im Gegensatz zur zweiten Klasse gebe es in der ersten je nach Tageszeit und Strecke eine Unterbelegung, begründete die SBB gegenüber der Zeitung.
Mit der Aktion könne man die Kunden spontan überraschen, sagt Sprecher Reto Schärli zu 20 Minuten. Ein Anspruch auf das Upgrade bestehe nicht. Wenn etwa ein Zugbegleiter auf dem Perron eine Familie mit viel Gepäck sehe, die bei der ersten Klasse stehe, könne er ihr mit dem Angebot eine Freude bereiten. Die Up- grade-Aktion werde nur angeboten, wenn in der ersten Klasse genügend Platz vorhanden sei. Es gebe keine Vorgaben, wie viele Klassenwechsel die Zugbegleiter verkaufen müssten. Normale Klassenwechsel könnten weiterhin jederzeit gekauft werden.
Die Interessensvereinigung Pro Bahn hält nichts vom Angebot: «Wir können dieser Sympathie- und Marketingaktion gar kein Verständnis entgegenbringen», sagt Präsidentin Karin Blättler. Der Dumpingpreis gehe zulasten der voll zahlenden Kunden, die sich bewusst für die 60 bis 70 Prozent teurere erste Klasse entschieden hätten. Damit dürfe ein höherer Komfort erwartet werden. Insbesondere die Reiseatmosphäre im Zug werde durch die Aktion geschmälert.