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Essen und feiern im Freien: Städte stossen an Grenzen
BERN. Das Leben der Schweizer findet immer häufiger draussen statt. Das sorgt auch für Konflikte.
Openairs, Kinoabende unter freiem Himmel, Food-Festivals, Grillieren am See: In den letzten 15 Jahren hat sich das Leben der Schweizer verstärkt nach draussen verlagert. Öffentliche Plätze sind bei schönem Wetter überlaufen, ebenso die Aussenbereiche der Restaurants. «Mediterranisierung des öffentlichen Raums» heisst das Phänomen. Die Gründe dafür sind:
■ Gesellschaftlicher Wandel: Von einem «Ausbruch der Menschen aus der Fernsehund Sofa-Kultur der 80er-Jahre» spricht Wolfgang Kaschuba, Metropolen-Forscher der Berliner Humboldt-Universität. Städter wollten alle Bedürfnisse gleichzeitig erfüllt haben: Erlebnis, Entspannung, Kultur und Natur. Joggen, Essen, Konzert oder Urban Gardening.
■ Mehr Wohlstand und Freizeit: «Die Menschen haben mehr Geld und Zeit und essen öfter auswärts», sagt Stadtplaner Patrick Gmür. Wegen der Digitalisierung suchten viele wieder mehr den direkten sozialen Kontakt. Der finde eher draussen statt.
■ Zuwanderung: In der Schweiz haben fast eine Million Menschen einen Pass aus Italien, Spanien, Portugal, Griechenland oder aus dem Balkan. In ihren Herkunftsländern spielt sich das Leben oft draussen ab.
■ Klima: Die Durchschnittstemperatur in der Schweiz nimmt zu.
Doch das steigende Bedürfnis, sein Leben im Freien zu verbringen, bringt Schweizer Städte an ihre Grenzen (siehe Boxen unten). Das Problem dürfte sich weiter verschärfen: «Unsere Städte werden dichter. Somit werden Freiräume wichtiger, aber auch stärker beansprucht», sagt Stadtplaner Gmür.