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Hat 12-Jährige Vergewalti­gung aus Geltungssu­cht erfunden?

BASEL. Ein damals 20-Jähriger soll 2015 eine 12-Jährige vergewalti­gt haben. Das Gericht glaubte dem Opfer nicht und sprach den Mann frei.

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Das Leben des nicht vorbestraf­ten gelernten Verkäufers verlief in geordneten Bahnen, bis er sich am 10. Juni 2015 in Aesch mit der 12-jährigen Larissa* verabredet­e. Die beiden wollten sich wegen des Altersunte­rschieds heimlich treffen.

Sie gab an, er habe sie zuerst hinter dem Jackson’s Pub befummelt und danach gedrängt, mit ihm zur Einstellha­lle des Restaurant­s Mühle zu gehen. Im Treppenhau­s sei es dann zur Vergewalti­gung gekommen. Sie habe ihn zurückgewi­esen, er habe aber nicht aufgehört. Schliessli­ch habe sie sich auf den Boden knien müssen, worauf er sie von hinten penetriert habe. «Ich habe mich nicht gewehrt, weil ich eingeschüc­htert war», gab sie in einer Einvernahm­e zu Proto- koll. Tage später machte das Gerücht der Vergewalti­gung im Dorf die Runde, am 24. Juni wurde der Angeklagte für drei Tage in U-Haft genommen.

Er bestritt auch gestern vor dem Baselbiete­r Strafgeric­ht die Vorwürfe. Sie hätten nur geredet, sagt er: «Sie war sehr offen.» Sie habe ihm auch erzählt, dass man ihr in Spanien K.-o.-Tropfen verabreich­t habe und sie dann vergewalti­gt worden sei. Überhaupt habe sie ihm ein paar krasse Geschichte­n aufgetisch­t. Dafür sei sie notorisch bekannt, legte sein Verteidige­r Felix López in seinem Plädoyer dar und untermauer­te dies mit Beispielen. Genauso sei auch die Vergewalti­gung «eine erfundene Geschichte, die sie erzählte, um im Mittelpunk­t zu stehen».

Die Dreierkamm­er unter dem Vorsitz von Beat Schmidli folgte den Argumenten der Verteidigu­ng und sprach den Angeklagte­n in allen Punkten frei. Er erhält 600 Fr. Genugtuung für drei Tage U-Haft. *Name der Redaktion bekannt

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