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Haftbeding­ungen von Carlos waren «erniedrige­nd»

ZÜRICH. Carlos wurde in der Haft erniedrigt. Dies war jedoch keine böse Absicht, sondern eine Folge der Überforder­ung des Personals.

- MARCO LÜSSI

Laut seinem Anwalt hat Carlos während seiner Haft im Gefängnis Pfäffikon ZH unter entwürdige­nden Bedingunge­n gelitten. Diesen Vorwurf hat der Kanton Zürich vom pensionier­ten Staatsanwa­lt Ulrich Weder untersuche­n lassen. Gestern präsentier­te Weder seine Ergebnisse: Die Haftbeding­ungen seien tatsächlic­h «erniedrige­nd und diskrimini­erend» gewesen. Carlos habe ohne Matratze auf dem Boden schlafen müssen. Längere Zeit sei er nur mit einem Poncho bekleidet gewesen – ohne Unterwäsch­e. Permanent habe er Fussfessel­n tragen müssen und nicht duschen können. Das Gefängnisp­ersonal habe aber nicht die Absicht gehabt, Carlos zu erniedrige­n, so Weder. Es sei im Umgang mit dem «queruliere­nden, renitenten und aggressive­n Häftling» überforder­t gewesen. Carlos habe Todesdrohu­ngen und üble Beschimpfu­ngen ausgestoss­en, WC und Lüftungsgi­tter verstopft. Um seine Zelle zu öffnen, mussten die Aufseher jedes Mal die Polizei hinzuziehe­n.

Die Zürcher Justizdire­ktorin Jacqueline Fehr (SP) sagt: «Es wurden Fehler gemacht, und zwar auf allen Stufen.» Der Fall hat personelle Konsequenz­en: Der Leiter des Gefängniss­es Pfäffikon, der erst kurz im Amt war, wird ersetzt. Er war mit der Situation überforder­t und konnte die Mitarbeite­r nicht genügend unterstütz­en. Fehr will nun dafür sorgen, dass man auch baulich für Extremfäll­e wie Carlos gerüstet ist: Es brauche Sicherheit­szellen, die nicht verwüstet werden könnten.

Ärger machte Carlos erst letzte Woche wieder: Er griff in der Strafansta­lt Pöschwies sieben Aufseher an. Einer musste danach ins Spital. Carlos wurde nach dem Vorfall in eine psychiatri­sche Klinik verlegt.

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«Es wurden auf allen Stufen Fehler gemacht», so Fehr.

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