20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Viele wissen nicht, wo beim Training ihre Grenzen sind»
ZÜRICH. Tausende verletzen sich jährlich im Fitnesscenter. Häufig liege es an der Übermotivation, sagt ein Sportmediziner.
Beim Fitnesstraining hatte ein 20-Minuten-Leser starke Schmerzen im Rücken. «Ich konnte meinen Kopf kaum mehr drehen und musste zum Arzt», erzählt der 26-Jährige. Dort wurde ein blockierter Wirbel diagnostiziert. Ohne Fitnessstudios hätte er wohl bedeutend weniger Patienten, habe der Arzt gesagt. Tatsächlich verletzen sich laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) jährlich rund 4300 Personen im Fitnesscenter. Die Zahl der Verletzungen nehme leicht zu, weil auch immer mehr Leute in die Studios gingen, sagt BFU-Sprecher Nicolas Kessler. Am häufigsten seien Sprunggelenksblessuren nach Fehltritten sowie Knie- und Rumpfverletzungen durch Überlastung.
Christoph ReichRutz, Facharzt für Sportmedizin und Rheumatologie in Zürich, behandelt immer wieder solche Patienten. «Erst kürzlich hat sich einer meiner Patienten beim Gewichtdrücken überfordert und an der Sehne verletzt.» Falsche Instruktionen sieht er nicht als Hauptproblem. «Oft wissen Trainierende einfach nicht, wo ihre Grenzen sind, und wollen sich zu schnell steigern.» Sie würden übermotiviert trainieren und Gelenke und Muskeln überlasten. Das sei oft bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Fall. Ausserdem würden Verletzungen durch bestehende Gelenk- oder Muskelprobleme hervorgerufen. «Die Trainingsbelastung begünstigt Beschwerden», sagt Reich-Rutz. In ihrer neuen Kampagne ermahnt die BFU Trainierende daher, sich nicht selbst zu überfordern.