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«Ich war glücklich in London – der Brexit hat alles verändert»
LONDON. Der Brexit hat Folgen für Millionen Expats in Grossbritannien. Betroffene erzählen.
In dieser Woche verhandeln London und Brüssel über den Brexit – und das Schicksal von 3,2 Millionen EU-Bürgern in Grossbritannien. Viele Betroffene haben Angst vor der Zukunft in ihrer Wahlheimat.
Lisa Bortolotti (43) aus Italien lebt seit 14 Jahren in London und unterrichtet Philosophie an der Universität von Birmingham. «Wir haben hier ein Haus, unser Leben ist hier», sagt sie. Dennoch überlegt sie, mit ihren zwei Kindern und ihrem italienischen Partner zurück nach Bologna zu gehen. «Ich fühlte mich hier sehr glücklich, doch der Brexit hat mein Lebensgefühl verändert.» Der Rassismus sei spür- barer als früher.
Agnieszka Brandt-Talbot (35) hat zwar keine Angst, dass sie das Land verlassen muss. Die zweifache Mutter ist mit einem Briten verheiratet und ist vor zehn Jahren aus Deutschland eingewandert. Sie fühlt sich aber unfair behandelt: «Wir verlieren Rechte.» Zudem sorgt sie sich um die britische Wirtschaft und darum, dass Forschungsstätten wie das Imperial College, an dem sie arbeitet, nicht mehr genügend gute Mitarbeiter finden.
Weniger Sorgen macht sich die Spanierin Victoria Torres (30), die seit drei Jahren in London als Architektin arbeitet. «Ich habe überhaupt keine Angst», sagt Torres. Sie glaubt, dass nur mehr Papierkram auf sie zukomme, wenn sie sich um einen «settled status» (siehe Box) bewirbt. Torres meint, dass die britische Regierung es vor allem auf unqualifizierte Einwanderer abgesehen hat. «Sie können ja nicht einfach alle Ausländer ausschaffen», ist sie überzeugt.