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Wie in Zeitlupe auf den höchsten Iraner
TEHERAN. Körperliche Herausforderung und kultureller Einblick: Die Besteigung des Damavand ist beides.
«Schön ist der Damavand nicht. Zumindest nicht aus der Nähe», sagt Bergführer Ehsan fast schon entschuldigend, als wir die letzten 300 Höhenmeter durch die karge Mondlandschaft an der Spitze des 5671 Meter hohen Bergs keuchen. Schwadenförmig austretende Schwefelgase reizen die Atemwege. Sieben Stunden Fussmarsch stecken schon in den Beinen. Im Zickzack sind wir über nicht enden wollende Geröllhügel gelaufen, haben uns über Kreten gehangelt, ein Eisfeld durchquert. Nein, schön ist der Damavand nicht. Denn0ch zieht der höchste Vulkan Asiens jedes Jahr Tausende von Alpinisten an. «Im Base Camp der Südroute habe ich während der iranischen Feiertage schon 200 Zelte gezählt», sagt Mohammad Hajabolfath. Mit seiner Agentur Iran Mountain Zone bietet er deshalb Touren über den weniger überlaufenen Nordosten an. Geschlafen wird im mobilen Zeltcamp. An Komfort mangelt es dennoch nicht. Der eigentlich schon pensionierte Tausendsassa Ali zaubert in seiner improvisierten Küche jeden Abend ein 3-Gang-Menü. Dazu serviert werden Anekdoten aus dem Alltag im Iran. Kopftuchpflicht, Drogen, Politik – ab 3500 Metern über Meer gibt es keine Tabus.
Die Luft auf den letzten Metern ist dünn, jeder Schritt zentnerschwer. «Congratulations!», jubelt es von der Seite. Eine Gruppe einheimischer Bergsteiger. Schnell werden gemeinsame Fotos gemacht und E-MailAdressen ausgetauscht. «So kann ich dir eine Freundschaftsanfrage schicken», sagt Hobby-Alpinist Mehti. Ist Facebook denn nicht verboten? «Im Iran ist vieles illegal und doch normal», sagt er und winkt lachend ab.
Was man ausblendet, wenn man sich mit letzter Kraft hinaufkämpft: die 1600 Höhenmeter zurück ins Camp. Wie in Zeitlupe geht es den Berg hinunter. Vergessen sind all die Strapazen tags darauf beim verspäteten Gipfeltrunk in Teheran. Auf den von Sonne und trockener Luft zerfurchten Lippen brennt der Whisky wie Feuer. Whisky? Haben wir doch gelernt: illegal, aber normal.