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«Leuthard kann den weiteren Weg nach Locarno nehmen»
LUGANO. Während ihrer Ferien im Tessin kaufte Doris Leuthard Lebensmittel in Italien ein. Das kommt nicht überall gut an.
Über 500 Millionen Franken an entgangener Mehrwertsteuer kostet der Einkaufstourismus den Bund, hinzu kommt der fehlende Umsatz der Schweizer Geschäfte. Nun wurde auch Bundespräsidentin Doris Leuthard beim Einkaufen in Grenznähe ertappt. Während sie in ihrem Ferienhaus im Tessiner Dorf Gambarogno weilte, deckte sie sich in einem Supermarkt in der grenznahen italienischen Gemeinde Maccagno mit Lebensmitteln ein, wie die Tessiner Zeitung «Giornale del Ticino» schreibt. Ihr Departement bestätigt den Einkauf. Das italienische Dorf liege direkt in der Nachbarschaft ihres Tessiner Feriendomizils. Dort sei der am nächsten gelegene Supermarkt.
Werner Hösli (SVP) kritisiert Leuthards Vorgehen: «Als Bundesrätin hat sie eine Vorbildfunktion. Da kann sie den etwas weiteren Weg nach Locarno auf sich nehmen.» Es sei falsch, Einkaufstourismus zu kritisieren, und dann selbst im Ausland einzukaufen. «Die Geiz-ist-geil-Mentalität hat offenbar den Bundesrat erreicht.»
Kathy Riklin (CVP) hingegen nimmt Leuthard in Schutz: «Viele Tessiner Lebensmittelläden haben vor Jahren geschlossen, weil auch die Tessiner nach Italien fahren.» Auch der Bürgermeister von Gambarogno, Tiziano Ponti, zeigt Verständnis. «Frau Leuthard wird immer wieder in den lokalen Läden beim Einkaufen gesichtet.» Die Einheimischen würden schon seit 40 Jahren in Italien einkaufen.