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Polo Hofer: «Bi zfriede deheime ygschlafe»

OBERHOFEN. Polo Hofer ist tot. Der Mundartsän­ger ist am Samstag kurz vor Mitternach­t für immer eingeschla­fen. Die Schweiz trauert um eine nationale Ikone.

- BETTINA BENDINER/SCHIMUN KRAUSZ

Seine Musik gehört ins Landesrepe­rtoire. Wer hat nicht mindestens 100-mal seinen 1977er-Hit «Alperose» an irgendeine­r Feier mitgesunge­n, gejohlt oder geschrien. Das war Polo Hofer – viel Spass, ein bewegtes Leben und kein Blatt vor dem Mund. Jetzt ist er für immer verstummt. In der Nacht auf Sonntag, kurz vor Mitternach­t, ist der Mundartsän­ger von uns gegangen. Seine Traueranze­ige verfasste der 72-Jährige selbst: «Am Samschtig, 22. Juli, churz vor Mitternach­t, het mys letschte Stündli gschlage und i bi zfriede deheime ygschlafe. I säge: Tschou zäme, es isch schön gsy.» Auf eine Aufbahrung oder Abdankung verzichtet die Trauerfami­lie.

Auf seinen Wunsch, wie in der am Montag verschickt­en Mitteilung steht. Das passt zu Polo Hofer. Er, der immer das Leben gefeiert, der Nati für jeden Wettkampf die Daumen gedrückt hat. Polo hat Schweizer Musikgesch­ichte geschriebe­n.

Er war nicht nur der letzte ausgebilde­te Handlithog­raph der Schweiz, er hatte auch die erste Mundart-Rockband gegründet. Mit «Kiosk», «Giggerig» und «Teddybär» wurde er berühmt. Und eben mit «Alperose», das er zusammen mit Hanery Amman schrieb. 2006 wählte das SRF-Publikum diesen Song sogar zum grössten Schweizer Hit aller Zeiten. Musikpreis­e hat er einige zu Hause stehen. 2011 holte er sich den Swiss Music Award für sein Lebenswerk ab, 2015 ehrte ihn das TV-Publikum im Rahmen des Swiss Award zum Schweizer des Jahres. Anfang 2016 erschien sein letztes Album «Ändspurt» – und das sollte es werden. Polos letzte Wochen und Monate waren gezeichnet von Krankheit. Und unbändigem Optimismus. Im Frühling sagte er zur Schweiz am Sonntag: «Die Musik stärkt mein Immunsyste­m.» Jetzt stärkt seine Musik die Fans.

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