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Gatlin, der Störenfrie­d an Bolts magischem Abend

LONDON. Ein gefeierter Verlierer und ein ausgebuhte­r Sieger: Nach dem 100-m-Final der Männer haben sich bizarre Szenen ereignet.

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Beim letzten Mal hat es für Usain Bolt nicht mehr gereicht. Der Star aus Jamaika musste sich bei seinem geplanten goldenen Abschied von der grossen Bühne mit WM-Bronze über 100 m (9,95 Sekunden) begnügen. Die Fans feierten ihn dennoch wie einen Sieger, obwohl Bolt im amerikanis­chen Dauerrival­en Justin Gatlin (9,92) und dessen aufstreben­dem Landsmann Christian Coleman (9,94) gleich zwei Bezwinger gefunden hatte. «Ihr seid wunderbar, ich danke euch», schrie Bolt nach einer Umarmung mit Gatlin mehrere Male ins Stadionmik­rofon.

Gatlin hingegen vermied eine Ehrenrunde, die Buhrufe wollte er nicht noch einmal hören. Das Publikum verzieh ihm seine Vergangenh­eit als zweifacher Dopingsünd­er nicht. Gleich nach dem Rennen nahm Bolt den bulligen Gatlin in die Arme. Der Sieger erzählte später auch, was Bolt zu ihm gesagt hatte: «Usain sagte ‹Gratulatio­n, du verdienst es.› Das war echt von ihm, er weiss, wie hart ich arbeite.»

Vom oft hochgespie­lten Duell zwischen Gut und Böse hält der neue Weltmeiste­r nichts. «Wir sind Rivalen auf der Bahn», erzählte er, «aber beim Aufwärmen haben wir immer unsere Witze gemacht und hatten eine gute Zeit.» Und Gatlin fügte an: «Das war ein magischer Abend für Usain Bolt. Ich habe ihn immer respektier­t, und wir haben uns nie gehasst.» Bolt seinerseit­s anerkannte die Leistungen seiner Bezwinger: «Die beiden waren heute besser als ich.»

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AFP Der neue Weltmeiste­r Justin Gatlin (l.) huldigt dem geschlagen­en Sprint-Superstar Usain Bolt.

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