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Neues Formular schützt junge Frauen vor der Zwangsehe
BERN. Mit einem neuen Dokument können junge Frauen festhalten, dass sie nicht heiraten wollen.
Eine 17-jährige Lernende mit Wurzeln in Südasien hat Angst, zwangsverheiratet zu werden. Sie vermutet, dass ihr Onkel in England eine Heirat für sie vorbereitet. Anzeige will die junge Frau nicht erstatten. Zu gross ist ihre Angst vor Repressalien. Trotzdem möchte sie etwas gegen die Pläne ihrer Familie unternehmen. Hilfe findet sie bei der Fachstelle Zwangsheirat, die diese Woche ein neues Dokument online gestellt hat, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete.
In diesem Formular kann die junge Frau ausdrücken, dass sie während ihrer Ferienreise nicht heiraten, nicht in Begleitung bestimmter Personen ausreisen oder das Land gar nicht verlassen will. Ebenso kann sie bestimmen, ob sie Hilfe wünscht, falls sie im Ausland festgehalten wird. Hinterlegt sie die Erklärung bei der Fachstelle, kann diese weitere Schritte einleiten, beispiels- weise die Grenzschutzbehörden um Hilfe bitten. Auch bei einer Annullierung der Ehe hilft das persönlich unterschriebene Formular.
Das Dokument hat die Fachstelle in Zusammenarbeit mit der Polizei der Stadt Bern erstellt. Bei Fachleuten stösst es auf grosses Interesse. «Es ist entscheidend, dass die verschiedenen Behörden bei komplexen Fällen kooperieren», sagt Anu Sivaganesan, Präsidentin der Fachstelle. Sie wünscht sich, dass im Aussendepartement eine Stelle geschaffen wird, die die Fälle im Ausland koordiniert.