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The National geniessen es, unglücklich zu sein
The National, « Sleep Well Beast», 4AD.
Wer Musik hört, um sich danach besser zu fühlen, sollte einen grossen Bogen um The National machen. Die Band aus New York ist bekannt dafür, mit düsteren Farben zu malen, und Frontmann Matt Berninger klingt meist so, als hätte er gerade noch die Kraft, diesen einen Song zu singen und dabei ein Glas Gin zu kippen, bevor er sich die Kugel gibt. Auch auf ihrem siebten Album «Sleep Well Beast» fühlen sich The National alles andere als bequem an.
«Sleep Well Beast» ist ihr erstes Werk seit vier Jahren. In der Zwischenzeit gab sich Berninger in seinem Nebenprojekt El Vy überraschend gut gelaunt und selbstironisch. Jetzt suhlt er sich wieder in Depressionen und einer ausgewachsenen Midlife-Crisis: «Ich würde lieber sofort nach Hause gehen, als auch nur eine Sekunde länger an diesem Ort zu bleiben», singt er in «Day I Die» frustriert. Alles nur First-WorldProblems, klar, aber selten fühlen sich diese so tragisch an wie bei The National. Auffällig im Vergleich zu früheren Alben: Die Gitarren rücken auf «Sleep Well Beast» noch stärker in den Hintergrund, dafür nehmen flirrende Synthie-Flächen und vertrackte elektroni- sche Beats mehr Raum ein. In Songs wie «I’ll Still Destroy You» erinnern The National an Radiohead, wenn Nick Cave deren Frontmann wäre. Alles wird gut? Nicht auf «Sleep Well Beast». Es ist ein klaustrophobisches Album, mit dem man in die Leere starren und über unerfreuliche Dinge nachdenken kann. So anstrengend das klingt – letzten Endes tut uns das allen ab und zu gut.