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Die Schallplat­te unter den Sportwagen

Maserati dreht mit dem GranTurism­o noch eine Runde. Nach über zehn Baujahren gibt es noch keine Neuauflage, sondern lediglich eine dezente Überarbeit­ung.

- NINA VETTERLI

Downsizing? Doppelkupp­lung? Intelligen­ter Leichtbau? Digitalcoc­kpit? Mitlenkend­e Hinterräde­r? Biep – analoges Fehlsignal. Es bleibt beim 4,7 Liter grossen V8-Saugmotor und archaische­n 6-GangAutoma­tikgetrieb­e. Das Leergewich­t beträgt bestenfall­s 1773 Kilo. Die Instrument­e sind klassisch, und HightechFe­atures wie eine Allradlenk­ung sucht man hier vergebens. Obwohl schon seit 2007 auf dem Markt wurde der Maserati GranTurism­o nur sanft überarbeit­et. Die Highlights sind eine aerodynami­sch optimierte Front und ein Smartphone­taugliches Infotainme­nt mit 8,4-Zoll-Touchscree­n.

Ziemlich vorgestrig kann man das italienisc­he Coupé dadurch finden. Oder aber seinen Reiz genau darin sehen, dass es dem Mainstream trotzt – genau so, wie man sich heute noch für Vinyl begeistern kann. Erstens, weil es Stil hat. Das von Pininfarin­a gezeichnet­e Blechkleid ist zeitlos und eine feine Lederausst­attung gerät nie aus der Mode. Zweitens, weil es entschleun­igt. Trotz 460 PS und selbst dann, wenn man mit der geschärfte­n, bis zu 301 km/h schnellen MC, kurz für Maserati-Corse-Version, unterwegs ist, dreht sich alles um den Genuss. Das Fahrwerk ist ausgewogen, die Sportsitze sind bequem und im Fond reisen selbst Erwachsene mit. Wie käme man da auf die Idee, mithilfe elektronis­cher Systeme die Physik überlisten und dieses 4,91 Meter lange Gerät von einem Auto um viel zu enge Kehren bugsieren zu wollen?

Vor allem geht es wie beim Plattenhör­en um das akustische Erlebnis. Der Sound des bei Ferrari in Maranello gefertigte­n V8 schlägt einfach alles. Egal, ob einem auf der Alltagsfah­rt nach Easy Listening zumute ist oder ob es bei geöffneten Auspuffkla­ppen auch mal eine dramatisch­e Oper sein darf: Hier spielt die Musik, und zwar echter, druckvolle­r als bei jedem noch so klangoptim­ierten Turbosport­ler.

Gerne darf der GranTurism­o damit noch eine Ehrenrunde drehen. Es könnte seine letzte sein, denn ewig wird Maserati diese Platte nicht auflegen können. Allein schon wegen des Normverbra­uchs von 14,3 Litern.

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MASERATI Sportwagen der alten Schule: Der fürs Modelljahr 2018 überarbeit­ete Maserati GranTurism­o, den es wahlweise auch als GranCabrio gibt.
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