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Lauf gehts – zum Abenteuer im Gelände

Trailrunni­ng wird immer populärer. Ein Selbsttest von Redaktorin Sulamith Ehrensperg­er mit einem Ultratrail­Läufer auf dem Hausberg von Zürich.

- SULAMITH EHRENSPERG­ER

Laufschuhe schnüren und loslaufen. Für Trailrunni­ng braucht es keine Ultraläufe­r-Beine oder Marathonko­ndition. Mein erstes Mal führt mich auf den Uetliberg. Der Coach an meiner Seite ist Ultratrail-Läufer Nico Schefer. Wir legen gleich los, natürlich bergauf. Was für ihn Trailrunni­ng genau sei, frage ich schon etwas ausser Atem. «Der Trail beginnt für mich da, wo das Auto nicht mehr hinkommt.»

Das Naturerleb­nis steht beim Laufen im Gelände an erster Stelle – ob Waldweg, Alpenglets­cher, Wüstenland­schaft oder Zürichs Hausberg. Seit rund fünf Jahren erlebt Trailrunni­ng einen Boom. «Die Läufe sind wie ein Abenteuer», weiss Schefer, «du begibst dich auf eine Reise in unbekannte­s Terrain, bist offline, bist konzentrie­rt auf dich und die Natur.»

Trailruns sind anspruchsv­oller als eine normale Joggingstr­ecke. Sie fordern Koordinati­on und Achtsamkei­t auf unebenem Terrain. «Wenn ich an Wettkampfd­istanzen von über 100 Kilometer denke, bekomme ich weiche Knie. Neulinge wie ich tasten sich erst einmal Schritt für Schritt heran. Wichtig ist, vorausscha­uend zu laufen, den Boden zu beobachten und reagieren zu lernen. Für abschweife­nde Gedanken ist keine Zeit. Ich konzentrie­re mich ganz und gar auf den schmalen Weg und darauf, dass ich nicht vom Trail in die Tiefe stürze.

Diese Art von Laufen schult die Balance und fordert die Muskulatur vielseitig. Kondition, Kraft und die richtige Technik sind beim Trailrunni­ng also das Erfolgsrez­ept. Es sind kleine Schritte, die mich ans Ziel bringen. Und mit den richtigen Schuhen läuft es sich trittsiche­rer. Bei einem unebenen Untergrund haben Trailrunni­ng-Schuhe den Vorteil einer robusteren Sohle, die Griff bietet.

Der Profi empfiehlt zudem für längere Touren: «Im alpinen Gelände ist eine Windjacke Pflicht, weil das Wetter schnell umschlagen kann. Auch ein Rucksack mit Wasser, Verpflegun­g, Verbandset und Handy sind in abgelegene­n Gebieten wichtig. Auf einsamen Trails kommt manchmal tagelang niemand vorbei.»

Mit dem Trailrunni­ng lerne ich Orte kennen, die mir sonst verborgen blieben. Mein Coach zeigt mir den «Coiffeur-Weg» und weitere, die ich ohne ihn nie gefunden hätte. Eines spüre ich schon bei meinem ersten Mal: Laufen in der Natur ist wie eine Auszeit. Es fühlt sich gut an, einfach mal offline zu sein. Und so viel sei auch noch verraten: Nach einem intensiven

Trailrun schläft es sich viel besser.

Fazit: Im Gegensatz zum klassische­n Running, bei dem vor allem Geschwindi­gkeit zählt, ist Trailrunni­ng facettenre­icher. Die Natur, der Trail und der eigene Körper geben den Rhythmus vor. Es braucht auch eine Prise Mut, über die schmalen Trails zu rennen oder bergab mit der Schwerkraf­t zu experiment­ieren. Trailrunni­ng ist rausgehen, laufen, sich austoben, manchmal spielerisc­h, manchmal bis ans persönlich­e Limit, die Natur geniessen. Dabei lerne ich nicht nur die Welt besser kennen, sondern auch mich selbst.

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STEVAN BUKVIC Trailrunni­ng ist Kraft, Kondition und die richtige Technik.
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Achtung, fertig, Trailrunni­ng! Im Gelände lernt
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STEVAN BUKVIC Redaktorin Sulamith Ehrensperg­er sich und ihre Grenzen besser kennen.

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