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Vor 1 Jahr abgeschrieben, nun Captain in der Königsklasse
BERN. Steve von Bergen führt YB erstmals in die Champions League. Und noch immer hält er sich mit jenen auf, die nicht an ihn glauben.
200 Leute waren da. Steve von Bergen wird sich darüber gefreut haben, aber er würde nie überborden deswegen. Weil er weiss, dass es im Falle einer Niederlage höchstens 20 gewesen wären. Der Captain ist ein ruhender Pol der Young Boys, die am Dienstagabend mit dem Coup von Zagreb und dem Einzug in die Champions League ein weiteres Kapitel zu ihrer Geschichte hinzugefügt haben. Gestern Nachmittag wurden sie von diesen 200 Anhängern empfangen, von Bergen mittendrin. «Ich bin enorm stolz, dass diese Mannschaft immer an ihr Ziel geglaubt hat», meinte er und sagte damit auch: Das Team hat daran geglaubt, andere nicht.
Was die anderen denken, hat ihn noch nie interessiert. Oder etwa doch? Der 35-Jährige hat auch schon gesagt, dass er keine Zeitungen lese. Vor dem Hinspiel gegen Zagreb hat er genüsslich darauf hingewiesen, dass ihn eine Boulevardzeitung vor einem Jahr noch harsch kritisierte – und ihn als Captain schon abschreiben wollte. Doch von Bergen ist immer noch da, auf die Kritik hat er mit seiner wohl besten Saison reagiert, hat den Titel mit YB gewonnen – und mit dem jüngsten Erfolg eine weitere Scharte ausgewetzt.
Der Neuenburger hatte immer Kritiker. Am Dienstag lief er an einem Journalisten vorbei, wollte nicht mit ihm reden. Er liest zwischen den Zeilen, versteht zwischen den Worten. Er steht manchmal im Verdacht, etwas misstrauisch zu sein. Womöglich hat ihn gerade das so weit gebracht. Am Dienstag sagte er auch: «Wir sahen in der Pause eine Chance entschwinden, die wir schon einmal hatten. Dieses Bewusstsein machte uns stark – und mich stolz.» Die Belegschaft hat von ihrem Captain gelernt.