20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Was in Chemnitz abgeht, betrifft auch die Schweiz»
ZÜRICH. An einem Solidaritätskonzert haben mehrere Hundert Personen gemeinsam gegen Faschismus demonstriert.
Unter dem Motto «Solidarität heisst Widerstand, Kampf dem Faschismus» haben die Juso Zürich gestern ein Solidaritätskonzert organisiert. Mehrere Hundert Personen waren vor Ort, als der Abend mit einer Schweigeminute für den in Chemnitz getöteten Daniel H. eröffnet wurde und Juso-Präsidentin Tamara Funiciello eine Rede hielt: «Wie kann es sein, dass man Jagd macht auf Menschen, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben?» Auch Coif- feuse Azaria (24) war da, um ein Zeichen zu setzen. «Das, was gerade in Chemnitz abgeht, betrifft nicht nur Deutschland. Wir sollten uns auf der ganzen Welt zusammentun und solidarisch zeigen.» Und Regieassistent Gabriel (25) warnt: «Zu sagen, dass es ein rein ostdeutsches Phänomen sei, finde ich ein wenig gefährlich. Die Gefahr, dass so etwas passiert, ist überall vorhanden.»
Dem widerspricht Extremismus-Experte Dirk Baier, der in Chemnitz studiert hat und sagt, dass sich das Ganze in dieser Form in der Schweiz nicht abspielen könnte. In Ostdeutschland herrsche seit der Wiedervereinigung eine Tradition was Fremdenfeindlichkeit betreffe: «In der DDR konnten die Bürger aufgrund der homogenen Bevölkerung keine Erfahrungen mit anderen Kulturen oder Ausländern machen.» Zudem habe Ostdeutschland mit ökonomischen Problemen zu kämpfen gehabt, was die Situation zuspitze. Trotzdem finde er es wichtig, dass gegen Faschismus demonstriert werde, so Baier. «Denn auch in der Schweiz gibt es Fremdenfeindlichkeit.»