20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

Sophie Hunger nimmt es in Kauf, Fans zu verlieren

Auf ihrem sechsten Studioalbu­m wagt die Schweizer Erfolgssän­gerin einen Neustart. Das ist nur richtig.

- MARTIN FISCHER

Es beginnt mit einem SynthieBas­s, der bedrohlich und monoton vor sich hin hämmert, dann schwirren schräge Synthie-Flächen darüber hinweg, und nach 33 Sekunden – nach heutigen, hastigen SpotifySta­ndards müsste hier der Refrain kommen – setzt die verhallte Stimme ein: Der Einstieg ins Album «Molecules» ist eine Ansage. Sophie Hunger klingt nicht mehr, wie wir sie kannten, und sie macht keine Kompromiss­e.

Bevor sie mit dem Schreiben von «Molecules» begonnen hat, hat sich Sophie Hunger Regeln gesetzt und ihre Musik auf vier Kernzutate­n eingekocht, auf denen sie alles aufbaut: Jeder der elf Songs besteht aus elektronis­chen Beats, Synthies, Gitarre und Stimme. «Davon bin ich nie abgewichen. Das war mein Dogma.» Das Resultat: Ein Album, das in sich stimmt.

Hungers neuer Elektropop ist in Songs wie «Tricks» und «Electropol­is» ganz schön tanzig und ein bisschen abgedreht, in «There Is Still Pain Left» oder «Let It Come Down» so traurig, dass er unweigerli­ch in die Knochen fährt. In der Beschränku­ng auf strikte Regeln hat die Bernerin neue Ausdrucksw­eisen gefunden, die sie mit Freude und zu grosser Wirkung auskostet. Sie ist sich bewusst, dass «ein paar ältere Fans auf diesen Trip nicht mitkommen werden», wie sie selbst sagt. Doch sie gewinnt mit «Molecules» viel dazu: Sie zerschmett­ert die Gefahr, langweilig zu werden. Neue Fans kommen da von alleine dazu.

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MARIKEL LAHANA Taucht nach drei Jahren Studioalbu­m-Pause mit neuem Sound auf: Sophie Hunger (35).

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