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Schon 30 tote Bauern durch Arbeitsunfälle
ZÜRICH. Dieses Jahr haben tödliche Unfälle in der Landwirtschaft zugenommen. Experten fordern eine Gurtenpflicht für Traktorfahrer.
ZÜRICH. In diesem Jahr kam es auf Bauernbetrieben schon zu 30 tödlichen Arbeitsunfällen – mehr als im ganzen Jahr 2017. Viele Opfer sind jung, viele Unfälle passieren mit Traktoren. Dies, obschon die Unfallprävention verstärkt wurde, wie Thomas Bachmann von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft erklärt. Er fordert darum eine Gurtentragpflicht für alle Traktorfahrer.
Landwirt L. H.* (58) aus Egolzwil LU war letzten Juni im stei len Gelände am Heuen, als er die Kontrolle über seinen Traktor verlor. Dieser stürzte über eine Böschung und überschlug sich. Der Bauer kam mit einer Verletzung am Kopf und einem eingedrückten Rückenwirbel davon. «Ich könnte tot oder gelähmt sein», sagt er.
Tatsächlich hatte H. Glück: Im laufenden Jahr verzeichnete die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) 30 tödliche Unfälle. 2017 waren es noch 23 gewesen. «Wir stellen in diesem Jahr eine Zunahme von besonders schweren Arbeitsunfällen fest», sagt Thomas Bachmann, technischer Leiter bei der BUL. Die meisten ereignen sich mit Traktoren und Transportern. Betroffen sind vor allem ältere Bauern. Die zweitgrösste Unfallgruppe bilden Jugendliche. «Solche Fälle geben mir besonders zu denken», sagt Bachmann. Über mehrere Jahre betrachtet, gehen die Unfallzahlen leicht zurück.
Die Unfallhäufung 2018 führt Bachmann unter anderem auf die Trockenheit zurück, die für harte Böden und schlechte Bodenhaftung sorgt. Zudem werde das Tragen von Sicherheitsgurten in der Landwirtschaft weitgehend ignoriert. «Wir fordern eine Gurtentragpflicht für Traktorfahrer auf allen Belägen», sagt Bachmann. Denn: «Gurte könnten manch einen Todesfall verhindern.» Laut Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbandes, sind die Gefahren in der Landwirtschaft zahlreicher als in vielen anderen Berufen, was auf den Umgang mit Tieren und
Maschinen, vor allem aber auf schwieriges Terrain zurückzuführen sei. Ritter: «Am steilen Hang braucht es nur einen kleinen Fehler, damit eine gefährliche Situation entsteht und sich ein Fahrzeug im Extremfall überschlägt.»