20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Russland soll Spione zurückpfeifen
BERN. Der Bundesrat warnt vor russischen Spionen, die als Diplomaten getarnt sind. Nun wurde der russische Botschafter einberufen.
Eine unter Verschluss gehaltene Auswertung des Nachrichtendienstes des Bundes zeigt, dass jeder vierte russische Diplomat ein Agent ist, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Der Bundesrat warnt im aktuellsten Sicherheitsbericht vor einer «erheblichen Zahl von Nachrichtendienstoffizieren unter diplomatischer Tarnung in der Schweiz». Demnach ver fügen Wladimir Putins Geheimdienste über Dutzende permanente Agenten in Bern, Genf und Zürich. Für besonders heikle Missionen reisen zusätzliche Spione ein. Das TamediaRe cherchedesk hat zudem in den letzten Tagen publik gemacht, dass sowohl der Europasitz der WeltAntiDopingAgentur (Wada) in Lausanne als auch das Labor Spiez Ziel russischer Geheimdienstoperationen waren. Die Forschungseinrichtung im Berner Oberland analysierte Proben zum Nervengiftanschlag auf den russischen Doppelagenten Sergei Skripal im südenglischen Salisbury.
Als Reaktion auf die Enthüllungen des «TagesAnzeigers» hat das Schweizerische Aussendepartement (EDA) den russischen Botschafter einbestellt und von Russland verlangt, «sofort seine Spionageaktivitä ten auf Schweizer Territorium zu stoppen». Auch die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) von National und Ständerat hat sich eingeschaltet und fordert von Nachrichtendienst und Bundesanwaltschaft Auskünfte über die russischen Spionageaktivitäten. «Wir haben bislang keine Anhaltspunkte, dass die Behörden nicht adäquat reagieren», sagt GPDelPräsident Claude Janiak zu 20 Minuten. Die russische Botschaft in Bern hat die Berichte als «Erfindung» bezeichnet. Sie lehnte es gestern ab, die neue Erkenntnis über Dutzende getarnte Spione in der Schweiz zu kommentieren.